Frankreich und Polen

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Politische Beziehungen

Der französisch-polnische Dialog erhielt mit dem Besuch des französischen Staatspräsidenten in Polen im Februar 2020 eine neue Dynamik. Zu diesem Anlass unterzeichnete der Staatspräsident gemeinsam mit Premierminister Morawiecki eine Erklärung über die Zusammenarbeit bei europäischen Fragen (drei Schwerpunkte: Sicherheit/Verteidigung, Klima und Industrie-, Steuer- und Wettbewerbspolitik) sowie ein neues Kooperationsprogramm (2020-2023) der 2008 unterzeichneten Strategischen Partnerschaft zwischen Frankreich und Polen.
Die französische EU-Ratspräsidentschaft im ersten Halbjahr 2022 bot Gelegenheit, Konvergenzen zur Frage der Sanktionen gegen Russland und der Unterstützung Kiews im Zusammenhang mit dem Ukrainekrieg hervorzuheben. Ministerin Catherine Colonna stattete Warschau am 31. Mai 2022 auf dem Rückweg von Kiew einen ersten Besuch ab und sprach bei dieser Gelegenheit mit ihrem polnischen Amtskollegen.

Es fehlte nicht an Gesprächsstoff, um Konvergenzen mit der neuen polnischen Regierung auszuloten: Unterstützung der Ukraine, Überlegungen zur Erweiterung und Reform der EU, Entwicklung der bilateralen Partnerschaft auf wirtschaftlicher und militärischer Ebene, Reform der europäischen Haushaltsführung, Aufbau einer europäischen Wertschöpfungskette im Bereich der Kernkraft … Das erste Gespräch der französischen Ministerin für Europa und auswärtige Angelegenheiten mit ihrem polnischen Amtskollegen Radoslaw Sikorski fand am 14. Dezember per Telefon statt. Weitere bilaterale Gespräche sind für Anfang 2024 geplant.

Frankreich und Polen werden sich auch zusammen mit Deutschland im Rahmen des 1991 ins Leben gerufenen Weimarer Dreiecks zu Gesprächen einfinden. Das Weimarer Format wurde 2020, im Anschluss an den Besuch des französischen Staatspräsidenten in Warschau (Februar), auf Ministerebene wiederbelebt. Zuvor hatte ein Treffen auf Ministerebene im Jahr 2016 stattgefunden. Die Staats- und Regierungschefs trafen sich seit 8. Februar 2022 dreimal (zuletzt am 12. Juni 2023 in Paris), die Außenminister fünfmal seit August 2020 (zuletzt am 22. März 2022) und die Staatssekretäre für europäische Angelegenheiten viermal (zuletzt am 12. Mai 2023 in Posen). Seit Februar 2022 stand die Situation in der Ukraine im Mittelpunkt der Gespräche. Das Gipfeltreffen im Juni bot eine Gelegenheit, die Frage der militärischen Unterstützung Europas für Kiew und seinen zukünftigen NATO-Beitritt zu besprechen.

Französische Präsenz

Französische Gemeinschaft: 5.731 im Konsularregister eingetragene Personen. Die Zahl der nicht eingetragenen Personen ist wahrscheinlich ebenso hoch. Rund 600.000 Franzosen reisen pro Jahr nach Polen.
Französische Botschaft: in Warschau; Generalkonsulat: in Krakau

Besuche

Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron stattete Polen (Warschau und Krakau) am 3. und 4. Februar 2020 in Begleitung von vier Ministern (Jean-Yves Le Drian, Florence Parly, Elisabeth Borne und Bruno le Maire) einen Besuch ab. Im Rahmen dieses Besuchs wurden drei Dokumente unterzeichnet: 1) eine französisch-polnische Erklärung zur Kooperation in europäischen Fragen politischer Natur; 2) ein neues, technisches Kooperationsprogramm der strategischen Partnerschaft für die Jahre 2020-2023 3) eine Absichtserklärung zur Festigung der Zusammenarbeit auf dem Gebiet der Cybersicherheit. Der französische Staatspräsident empfing den polnischen Premierminister Mateusz Morawiecki am 17. März und am 24. November 2021 in Paris und den polnischen Präsidenten Andrzej Duda am 27. Oktober 2021.

Ministerin Catherine Colonna reiste am 31. Mai 2022 auf dem Rückweg von Kiew zu einem ersten Besuch nach Warschau und tauschte sich bei dieser Gelegenheit mit ihrem polnischen Amtskollegen aus. Die beiden Minister sprachen im Laufe des Jahres 2022 mehrmals telefonisch miteinander.
Der beigeordnete Minister für Außenhandel, Olivier Becht, reiste im Dezember 2022 nach Polen.

Die Ministerin für Europa und auswärtige Angelegenheiten telefonierte mit ihrem neuen Amtskollegen Radosław Sikorski am 14. Dezember 2023.

Wirtschaftsbeziehungen

Nach einem kontinuierlichen Anstieg des bilateralen Handels, der 2019 einen historischen Höchststand von knapp 22 Mrd. € erreichte (+ 5,7 % im Jahresvergleich) erlebte der Warenhandel zwischen Frankreich und Polen 2020 aufgrund der Pandemie einen Einbruch um 6,8 % und belief sich auf 20,5 Mrd. €. Anschließend zog der Handel ab 2021 wieder an und verzeichnete mit 25,5 Mrd. € im Jahr 2021 und 29,5 Mrd. € 2022 zwei aufeinanderfolgende Rekorde. 2022 belief sich der Handel zwischen Frankreich und Polen auf 4,2 % des polnischen Außenhandels; damit rangierte Frankreich auf Platz 4 unter den Handelspartnern Polens. Aus französischer Sicht belief sich der Handel mit Polen auf 2,1 % des französischen Außenhandels. Damit ist Polen der 10. Handelspartner Frankreichs.
Mit Exporten französischer Produkte nach Polen im Wert von 13,7 Mrd. € war Frankreich 2022 der achte Lieferant Polens, während Polen das zehnte Abnehmerland Frankreichs war (2022: 2,3 % der französischen Exporte, d.h. ein Rückgang um 0,2 Prozentpunkte im Vergleich zum Vorjahr).

Der Bestand ausländischer Direktinvestitionen (ADI) Frankreichs betrug Ende 2021 20,4 Mrd. € (d. h. 8,5 % der Gesamtsumme der ADI), nach 17,2 Mrd. € im Vorjahr. Damit steht Frankreich an vierter Stelle der wichtigsten ausländischen Direktinvestoren, nach den Niederlanden (19,7 % des Gesamtvolumens), Deutschland (16,7 %) und Luxemburg (12,5 %). Dieses Klassement muss jedoch durch indirekte Investmentströme relativiert werden, die über die Niederlande, Luxemburg und Zypern fließen.

2021 waren 1.251 Unternehmen, die teilweise in der Hand von französischen Unternehmen sind, in Polen tätig; ihre Aktiva werden auf 5,8 Mrd. € geschätzt (27,7 Mrd. PLN, d. h. 12 % der Gesamtsumme ausländischer Aktiva). Tochtergesellschaften mit einem Kapital von über 1 Mrd. $ stellten knapp 98,5 % des französischen Kapitals in Polen dar.

Besonders stark vertreten sind französische Unternehmen im Dienstleistungssektor, insbesondere im Telekom-Bereich, wo die Übernahme von Play, dem führenden Telefonbetreiber Polens, im Jahr 2020 durch die französische Gruppe Iliad-Free sich zur bestehenden Präsenz von Orange Polska hinzugesellte. Frankreich zeichnet sich außerdem durch eine starke Präsenz im Bereich des Einzelhandels (Auchan, Carrefour, Leclerc) und im Bankensektor aus: Laut der Finanzaufsichtsbehörde KNF ist Frankreich das viertwichtigste Land im Bankensektor im Jahr 2021 (BNP Paribas sechstgrößte Bank Polens, aber auch Crédit agricole und SG) mit 7,1 % der Aktiva in dieser Sparte, nach Spanien (9,4 %), Deutschland (8,9 %) und den Niederlanden (7,9 %).

Zusammenarbeit in den Bereichen Kultur, Wissenschaft und Technik

Die enge wissenschaftliche und universitäre Zusammenarbeit ist mit 76 Doppeldiplomen, dem Programm integrierter Aktionen Polonium und institutionellen Beziehungen zwischen den wichtigsten Forschungseinrichtungen Frankreichs und Polens (Abkommen zwischen CNRS und der polnischen Akademie der Wissenschaften, Vergebung zahlreicher Stipendien) vertreten. Frankreich ist das fünfte Zielland für polnische Studierende, sowohl im Bereich der Abschlussmobilität als auch bei Erasmus+. Die trilaterale Dimension mit Deutschland gilt in Polen ebenso zu den Favoriten wie europäische Destinationen. Die Universität Warschau beherbergt das französisch-polnische Forschungszentrum für Geistes- und Sozialwissenschaften, eine Forschungseinrichtung und gleichzeitig ein Konferenzzentrum und Diskussionsforum. Von März bis Dezember 2019 fand ein wissenschaftliches Jahr zwischen Frankreich und Polen statt. Infolge des dritten Aufrufs der Europäischen Kommission im Rahmen der Initiative der europäischen Hochschulen sind 10 Konsortien europäischer Hochschulen entstanden, die französische und polnische Partneruniversitäten enthalten.

Die Zusammenarbeit im sprachlichen und Bildungsbereich strebt danach, das Französische als vierte lebende Fremdsprache beizubehalten: 12,6 % der Schülerinnen und Schüler lernen Französisch in der Sekundarschule, doch lediglich 0,8 % in der Grundschule seit der Durchsetzung einer verpflichtenden Fremdsprache in den drei ersten Jahren, wodurch sich das Englische zu 99 % durchsetzt. Insgesamt lernen rund 280.000 Schülerinnen und Schüler Französisch. 27 Mittelschulen und Gymnasien enthalten 36 zweisprachige Zweige mit insgesamt 3.675 Schülerinnen und Schülern. Das Lycée français René Goscinny von Warschau weist 699 Schülerinnen und Schüler auf (davon 25 % polnische Staatsangehörige).

Neben den Instituts français von Warschau und Krakau sind 9 Alliances françaises in der Provinz niedergelassen: Bydgoszcz (Bromberg), Katowice (Kattowitz), Łódź (Lodz), Lublin, Gdańsk (Danzig), Szczecin (Stettin), Toruń (Thorn) und Wrocław (Breslau). Die 9. Alliance française Polens in Rzeszów wurde im November 2023 von Botschafter Etienne de Poncins eröffnet.
Polen ist seit 1997 Mitglied mit Beobachterstatus der Internationalen Organisation der Frankophonie.

Eine aktive dezentralisierte Zusammenarbeit (175 Städtepartnerschaftsvereinbarungen und 350 Kooperationsprojekte auf allen Ebenen lokaler Gebietskörperschaften) bildet ein wichtiges Instrument der Einflussdiplomatie.

Weitere Formen der Zusammenarbeit

Die französischen Streitkräfte nehmen im Rahmen der europäischen Ausbildungsmission EUMAM über einen Gefechtsverband an der Ausbildung ukrainischer Militärangehöriger in Polen teil.

Stand: Dezember 2023