Französische Strategie für den Westbalkan

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Die 2019 ins Leben gerufene französische Strategie für den Westbalkan zeigt, wie sehr Frankreich darum bemüht ist, sein Engagement für die Länder dieser Region zu verstärken, mit der es durch seine Geschichte und Geografie, aber auch aufgrund gemeinsamer Interessen, verbunden ist.

1. Vorstellung

Wie es bereits vom französischen Staatspräsidenten unterstrichen wurde, trägt die Integration der westlichen Balkanstaaten in die Europäische Union zur „Wiedervereinigung“ des europäischen Kontinents bei. Die geopolitische Notwendigkeit einer Einbindung in Europa der westlichen Balkanstaaten– eine Region, die zahlreichen Einflüssen von außen ausgesetzt ist – wurde mit dem Beginn des russischen Angriffskriegs gegen die Ukraine im Jahr 2022 umso deutlicher.

Frankreich steht den westlichen Balkanstaaten zur Seite, um ihre Reformbemühungen im Rahmen ihrer EU-Beitrittsperspektiven zu unterstützen. Grundlage des Erweiterungsprozesses sind die Verdienste und Fortschritte der jeweiligen Beitragskandidaten.

2. Schwerpunkte

Die französische Strategie für den Westbalkan beruht auf fünf Säulen:

I. Ausbau der politischen Beziehungen

  • Ausbau der hochrangigen politischen Treffen und der bilateralen Besuche, sowohl in Frankreich als auch in den westlichen Balkanstaaten: Der französische Staatspräsident reiste im Oktober 2023 und Mai 2025 nach Albanien, im Juli 2019 und August 2024 nach Serbien und empfing sämtliche Staats- und Regierungschefs der westlichen Balkanstaaten. Die Ministerinnen und Minister, insbesondere für auswärtige Angelegenheiten, begeben sich regelmäßig in die Region.
  • Im Oktober 2023 wurde ein Sonderbeauftragter für den Westbalkan ernannt.
  • Frankreich ist innerhalb der Europäischen Union und gemeinsam mit den internationalen Institutionen, die im Westbalkan engagiert sind (NATO, UNO, OSZE usw.), aktiv. Frankreich unterstützt außerdem die Bemühungen und Mechanismen im Bereich der regionalen Zusammenarbeit.

II. Beitrag zu Frieden, Sicherheit und Stabilität in der Region

  • Frankreich engagiert sich für Frieden und Sicherheit sowie für die Beilegung der Streitigkeiten in der Region. So unterstützt Frankreich beispielsweise aktiv die Vermittlungsbemühungen der Europäischen Union zur Normalisierung der Beziehungen zwischen Belgrad und Pristina.
  • Frankreich leitet bilaterale Kooperationsprojekte im Bereich Verteidigung und beteiligt sich an den Operationen und Missionen der EU und der NATO vor Ort. Diesbezüglich nimmt Frankreich an der Mission der NATO-Truppen in Kosovo (KFOR) teil und führt das strategische Kommando der EU-Operation EUFOR Althea in Bosnien und Herzegowina.
  • Zudem arbeitet Frankreich eng mit den Ländern der Region im Bereich der inneren Sicherheit zusammen, insbesondere zur Verstärkung des Kampfes gegen organisierte Kriminalität, irreguläre Einwanderung sowie illegalen Waffen-, Drogen- und Menschenhandel. Seit über 20 Jahren widmet sich ein ressortübergreifendes Kompetenzzentrum in Belgrad dem Thema der Sicherheit in Südosteuropa.
  • Die Cybersicherheit ist angesichts der zunehmenden Cyberangriffe einer der Bereiche, in dem wir unsere Zusammenarbeit mit den Ländern der Region am meisten verstärken. Frankreich, Slowenien und Montenegro haben in Podgorica (Montenegro) ein Entwicklungszentrum für Cyberkapazitäten im Westbalkan (WB3C) eingerichtet. Dieses wurde am 9. Dezember 2024 eingeweiht und ist für den Bereich Ausbildung sowie für die Stärkung der Kapazitäten der westlichen Balkanstaaten in diesem Bereich zuständig.

III. Stärkung der Rechtsstaatlichkeit

Die Unterstützung für die Festigung der Rechtsstaatlichkeit ist von zentraler Bedeutung. Dabei geht es darum, die in den Partnerländern eingeleiteten Reformen zu unterstützen, insbesondere in den Bereichen Bekämpfung von Korruption, Stärkung der Justiz, Achtung der Menschenrechte, gute Regierungsführung und Gleichberechtigung von Frauen und Männern.

IV. Ausbau unserer Zusammenarbeit und unserer wirtschaftlichen Beziehungen

Der verstärkte Einsatz Frankreich für die wirtschaftliche und soziale Entwicklung der Region zeigte sich insbesondere in:

  • der Durchführung seit 2019 von Aktivitäten der Gruppe Agence Française de Développement (AFD) in Zusammenarbeit mit den öffentlichen Institutionen, privaten Unternehmen und Organisationen der Zivilgesellschaft; seit 2019 hat die AFD 1,5 Milliarden Euro für die westlichen Balkanstaaten bereitgestellt.
  • So setzt Frankreich in einem bilateralen und europäischen Rahmen Kooperationsprojekte in zahlreichen Bereichen um (Umwelt, Klima, Verkehr und Infrastruktur, Widerstandsfähigkeit und Anpassung der Städte, Landwirtschaft, soziale Sektoren, Verwaltungsreformen usw.).
  • Frankreichs Maßnahmen in dieser Region, die zahlreiche Chancen für französische Unternehmen bietet, zielen auf den Ausbau unserer wirtschaftlichen Präsenz und unserer Handels ab (Handel in Höhe von 2,6 Milliarden Euro mit Frankreich im Jahr 2024; +56 % im Vergleich zu 2020).

V. Stärkung der menschlichen und kulturellen Beziehungen zwischen den Gesellschaften

In folgenden Bereichen wurden Kooperationsmaßnahmen aufgebaut:

  • Französischunterricht und Förderung der Frankophonie
  • Kultur und audiovisuelle Produktion
  • Hochschulbildung, Wissenschaft und Forschung
  • Jugend und Zivilgesellschaft

So hat Frankreich beispielsweise im September 2024 das Projekt „Horizons Partagés“ ins Leben gerufen, dessen Ziel es ist, die Aussöhnung und die gemeinsame europäische Zukunft der westlichen Balkanstaaten zu begünstigen. Das Projekt wird in den sechs westlichen Balkanstaaten anhand Partnerschaften mit Akteuren der Zivilgesellschaft umgesetzt und deckt folgende vier Schwerpunktbereiche ab: (a) Ausbau der Mobilität von jungen Menschen rund um das Thema Sport, (b) Wiederherstellung und Aufwertung des gemeinsamen historischen Erbes, © Bekämpfung von Desinformation und Hassreden, (d) Förderung des Gedankenaustauschs.

Diese Projekte ermöglichen außerdem eine Stärkung der Präsenz und Attraktivität Frankreichs.

Mise à jour: mai 2025