Frankreich und Spanien

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Politische Beziehungen

Die Beziehungen zwischen Frankreich und Spanien sind außerordentlich eng und von großem Vertrauen geprägt. Gestützt werden sie in erster Linie durch die polizeiliche und justizielle Zusammenarbeit, die zur dauerhaften Schwächung der ETA beitrug, sowie durch konkrete Kooperationsprojekte im für beide Länder kritischen Bereich der Verbundsysteme (Energie und Verkehr). Unsere Zusammenarbeit begründet sich aber auch in dem Willen zu einer verstärkten Absprache über die Zukunft der Europäischen Union vor dem Hintergrund der starken Konvergenz unserer Standpunkte in europäischen Fragen.

Mehr als 370 bilaterale Abkommen, Verträge und Vereinbarungen wurden zwischen den beiden Ländern unterzeichnet, beginnend mit dem Pyrenäenvertrag vom 7. November 1659 durch Ludwig XIV. von Frankreich und Philippe IV. von Spanien auf der Fasaneninsel, an der französisch-spanischen Grenze. Somit ist Spanien eines jener Länder, mit denen Frankreich am meisten bilaterale Abkommen unterzeichnet hat.

Französische Präsenz in Spanien und spanische Präsenz in Frankreich

Französische Generalkonsulate: Madrid, Barcelona, Bilbao
Französische Gemeinschaft: nahezu 84.000 eingetragene Auslandsfranzosen (Schätzung der nicht eingetragenen Personen: rund 60.000).
Spanische Gemeinschaft in Frankreich: zwischen 190.000 und 230.000 Personen

Gipfeltreffen und Besuche

Der französisch-spanische Gipfel von Barcelona am 19. Januar 2023 bot Gelegenheit, einen Freundschafts- und Kooperationsvertrag zwischen Frankreich und Spanien zu unterzeichnen, dessen Prinzip bereits beim vorhergehenden Gipfeltreffen von Montauban am 15. März 2021 festgehalten worden war. Dieser „Vertrag von Barcelona“ stärkt unsere freundschaftlichen Bande und unsere Zusammenarbeit, insbesondere im Dienste einer gemeinsamen europäischen Zielsetzung beider Länder.

Diese engen Beziehungen spiegeln sich auch in zahlreichen bilateralen Besuchen wider:

So begab sich der König von Spanien am 11. März 2020 nach Paris, um an den Feierlichkeiten des ersten nationalen Gedenktags für die Opfer terroristischer Gewalt unter dem Vorsitz des französischen Staatspräsidenten teilzunehmen. Seit 2004 und den Terroranschlägen von Atocha in Madrid – den tödlichsten Attentaten in Europa seit 1988 – ist der 11. März ein europaweiter Gedenktag für Terroropfer.

Die spanische Außenministerin Arancha González wurde von Jean-Yves le Drian am 9. Juli 2020 in Paris empfangen.

Der spanische Regierungschef Pedro Sánchez traf am 15. Juli 2020 in Paris mit dem französischen Staatspräsidenten zusammen, unmittelbar vor dem Europäischen Rat vom 17.-21. Juli.

Die erste spanische Vizepräsidentin Carmen Calvo sprach am 24. August 2020 in Paris mit dem französischen Premierminister.

Der Staatssekretär für europäische Angelegenheiten, Clément Beaune, reiste am 30. November 2020 nach Madrid.

Der spanische Staatssekretär für Entwicklung und der Staatssekretär für europäische Angelegenheiten begaben sich jeweils am 12. Februar 2021 und am 1. März 2021 nach Paris.

Der französische Minister für Europa und auswärtige Angelegenheiten, Jean-Yves Le Drian, reiste am 9. Juli 2021 nach Madrid und wurde dort von seiner spanischen Amtskollegin Arancha González Laya empfangen.

Der spanische Minister für Beziehungen zum Parlament und demokratisches Bewusstsein, Felix Bolaños, war am 24., 25. und 26. August 2021 in Paris.

Der neue spanische Außenminister José Manuel Albares Bueno tauschte sich am 4. Oktober in Paris mit dem französischen Minister für auswärtige Angelegenheiten aus.

Der Staatssekretär für Frankophonie, Auslandsfranzosen und Tourismus, Jean-Baptiste Lemoyne, reiste am 1. und 2. Dezember nach Madrid.

Der französische Minister für Wirtschaft und Aufschwung, Bruno Le Maire, begab sich am 2. Dezember nach Madrid, um dem französisch-spanischen Wirtschaftsforum beizuwohnen, das vom französischen Arbeitgeberverband MEDEF und seinem spanischen Pendant CEOE gemeinsam ausgerichtet wurde.

Am 10. Dezember 2021 reiste der französische Premierminister zu einem Gespräch mit dem spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez nach Madrid.

Der französische Staatspräsident empfing Pedro Sánchez am 21. März 2022 in Paris.

Außenminister Le Drian war am 4. April 2022 in Madrid.

Der spanische Außenminister José Manuel Albares wurde am 6. Juni 2022 von seiner französischen Amtskollegin Catherine Colonna empfangen.

Der französische Staatspräsident kam mit Pedro Sánchez und dem portugiesischen Premierminister Antonio Costa am 20. Oktober in Brüssel sowie am 9. Dezember beim EUMED-9-Gipfel in Malaga zusammen, um insbesondere Fragen des Energieverbunds sowie das Projekt H2Med zu besprechen.

Die jüngsten Erklärungen finden Sie auf der Website der französischen Botschaft in Madrid: https://es.ambafrance.org/-Visites-sommets-declarations-

Wirtschaftsbeziehungen

Frankreich und Spanien pflegen intensive Wirtschaftsbeziehungen (2021: 78,6 Mrd. € im Warenhandel, 20,4 Mrd. € bei Dienstleistungen), allerdings war die Handelsbilanz Frankreichs mit Spanien 2021 im zweiten aufeinanderfolgenden Jahr defizitär (-5,6 Mrd. €). Frankreich ist das wichtigste Abnehmerland Spaniens, sein drittgrößter Lieferant und der vierte Auslandsinvestor (Bestand ausländischer Direktinvestitionen: ca. 60 Mrd. €; rund 2900 französische Tochtergesellschaften (ADI) schaffen 380.000 Arbeitsplätze). Der Bestand spanischer ADI in Frankreich erreichte 2021 mit 30,2 Mrd. € sein bislang höchstes Niveau. Spanien positioniert sich hinter Belgien als achter Investor in Frankreich (1.300 Tochtergesellschaften, 56.900 Mitarbeiter).

Zusammenarbeit in den Bereichen Kultur, Wissenschaft und Technik

Die Zusammenarbeit zwischen Frankreich und Spanien führt zu einem täglichen, umfangreichen Austausch in den Bereichen Bildung, Sprache und Kultur. So wurde in Malaga am 28. März 2015 eine Außenstelle des Musée Pompidou eröffnet. Das in Spanien äußerst dichte französische Kooperations- und Kulturnetzwerk besteht insbesondere aus dem spanischen Institut français und seinen Außenstellen (Barcelona, Bilbao, Madrid, Saragossa, Sevilla und Valencia) sowie 21 Alliances françaises.

Das Netzwerk des französischen Auslandsschulwesens in Spanien ist das größte Europas (22 Einrichtungen) und das drittgrößte weltweit nach dem Libanon und Marokko. Französisch ist zwar die zweitwichtigste Fremdsprache in spanischen Schulen (1,4 Mio. Schülerinnen und Schüler), seine vorrangige Stellung steht jedoch in Frage, da das Erlernen einer zweiten Fremdsprache nicht in allen Gemeinden verpflichtend ist. In Frankreich lernen mehr als 3,25 Millionen Mittelschülerinnen und -schüler Spanisch. Mit 87 zertifizierten Einrichtungen ist Spanien das weltweit führende Netzwerk von Einrichtungen mit dem Qualitätssiegel LabelFrancEducation, das die besten zweisprachigen Schulzüge auszeichnet. Das „Bachibac“, bei dem man gleichzeitig ein französisches Baccalauréat und ein spanisches Bachillerato erwirbt, wird in 114 Schulen Spaniens angeboten. Frankreich ist das dritte Aufnahmeland für spanische Studierende im Ausland (rund 6000 pro Jahr). In diesem Zusammenhang wurde im Februar 2017 ein Abkommen für Hochschulnetzwerke unterzeichnet. Die Mobilität der Studierenden ist Teil einer dynamischen Hochschulkooperation mit mehr als 3000 Hochschulvereinbarungen, 220 Doppeldiplomen und 16 Allianzen europäischer Hochschulen, denen unter anderem französische und spanische Partner angehören.

Die wissenschaftlich-technische Zusammenarbeit beruht auf Kooperationsvereinbarungen, die die großen französischen Forschungs- und Entwicklungseinrichtungen (darunter CNRS, INSERM, INRA und IFREMER) mit ihren spanischen Partnereinrichtungen unterzeichnet haben. Im Bereich der Human- und Sozialwissenschaften ist La Casa de Velázquez, ein Forschungszentrum und Zentrum des künstlerischen Schaffens über den Mittelmeerraum und Lateinamerika, Mitglied des Netzwerks des französischen Auslandsschulwesens.

Weitere Formen der Zusammenarbeit

Die polizeiliche Zusammenarbeit, speziell in der Terrorismusbekämpfung, die sich früher auf den Kampf gegen die ETA konzentrierte, widmet sich heute größtenteils der Bekämpfung des islamischen Terrorismus und des Drogenhandels und erzielt weiterhin sehr gute Ergebnisse. Um geschichtlichen und historiografischen Ansprüchen zu genügen, wurden Beweismittel aus Gerichtsverfahren im Zusammenhang mit der ETA am 1. Oktober 2018 im Beisein des französischen Premierministers Edouard Philippe sowie des spanischen Ministerpräsidenten Pedro Sánchez an die spanischen Behörden überstellt.

In der grenzüberschreitenden Zusammenarbeit sind Verbundsysteme für Spanien und Frankreich eine wichtige politische und wirtschaftliche Herausforderung; dazu zählen Schieneninfrastrukturen (LGV Perpignan-Barcelona) und Stromleitungen (Eröffnung einer neuen Leitung zwischen Baixas und Santa Llogaia, die die Kapazitäten verdoppelt, am 20. Februar 2015; ein Unterwasser-Kabelprojekt im Golf von Gascogne erhielt im Januar 2018 eine EU-Finanzierung in Höhe von 578 Mio. €). Ein weiterer Beweis für das kontinuierliche Engagement beider Länder in diesem Bereich ist die Ankündigung der Lancierung des grünen Wasserstoffkorridor-Projekts H2Med zwischen Barcelona und Marseille.

Stand: Januar 2023