Frankreich und Bulgarien

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Politische Beziehungen

Frankreich genießt in Bulgarien traditionell große Sympathien. Die bilateralen Beziehungen, die zur Zeit des Kommunismus abgeflaut waren, erleben seit 1989 einen neuen Aufschwung, symbolisiert durch den Staatsbesuch von Staatspräsident François Mitterrand und sein Frühstück mit mehreren intellektuellen Dissidenten (darunter der spätere Präsident Jelev) – ein Ereignis, das im kollektiven Gedächtnis der Bulgaren bis heute erhalten geblieben ist. Der bilaterale politische Dialog vertiefte sich in den 2000er Jahren im Zuge der französischen Unterstützung der zweifachen Kandidatur Sofias bei der EU und der NATO und führte im Juli 2008 zur Unterzeichnung eines strategischen Partnerschaftsabkommens. Anlässlich der französischen EU-Ratspräsidentschaft im ersten Halbjahr 2022 fand ein reger Austausch statt.

Französische Präsenz

Konsularabteilung der Botschaft in Sofia; Konsularagentur in Warna
Französische Gemeinschaft (August 2022): 1541 eingetragene Personen

Besuche

Staatspräsident Macron empfing den bulgarischen Premierminister Borissow am 6. Juni 2017. Bei einem seiner ersten bilateralen Besuche seit seinem Amtsantritt reiste Macron am 25. August 2017 nach Warna zu Gesprächen mit Präsident Radev und Premierminister Borissow. Anschließend empfing er Rumen Radev am 4. Dezember 2017 in Paris und führte mit ihm weitere Gespräche am 23. Januar 2020 sowie am 2. Dezember 2021, am Rande einer Gedenkfeier des Europäischen Parlaments zu Ehren von Valéry Giscard d’Estaing.

Auf Ebene der Außen- bzw. Europaminister findet ein regelmäßiger Austausch statt, darunter auch am Rande europäischer Veranstaltungen. Der Staatssekretär für europäische Angelegenheiten beim Minister für auswärtige und europäische Angelegenheiten, Clément Beaune, begab sich am 21. Dezember 2021 nach Sofia. Die französische EU-Ratspräsidentschaft im ersten Halbjahr 2022 gab ebenfalls zu zahlreichen Kontakten Anlass.

Weitere Informationen: https://bg.ambafrance.org/-Visites-bilaterales-

Wirtschaftsbeziehungen

Im Zusammenhang mit der Gesundheits- und Wirtschaftskrise verzeichnete der Warenhandel zwischen Frankreich und Bulgarien einen Rückgang um 9,6 % gegenüber 2019 und beläuft sich auf 1,9 Mrd. Euro. Frankreich ist der achte Handelspartner Bulgariens, wobei ein Großteil der Handelsbeziehungen unternehmensintern abgewickelt wird.

2021 war Frankreich lediglich der 11. Lieferant Bulgariens mit einem Marktanteil von 2,9 %. Die französischen Exporte in Höhe von 830,7 Mio. Euro umfassen Transportmittel, chemische Erzeugnisse, industrielle Anlagen, Lebensmittel und Arzneimittel (darunter Antibiotika). Allerdings ist Frankreich nach wie vor das 6. Abnehmerland Bulgariens mit Importen in Höhe von 1 Mrd. Euro. An erster Stelle der französischen Importe steht nach wie vor der Sektor Textilien, Bekleidung, Leder und Schuhe. Als einer der wichtigsten Abnehmer bietet Frankreich umfangreiche Möglichkeiten für Bulgariens Exporteure im landwirtschaftlichen Bereich (Gewürzpflanzen, Enten und Gänse).

Die wirtschaftliche Präsenz Frankreichs stützt sich auf rund 150 Unternehmen, die etwa 10.000 Arbeitsplätze vor Ort schaffen. Frankreich ist der 13. Bestandsinvestor Bulgariens. Die ausländischen Direktinvestitionen (ADI) Frankreichs werden nach und nach auf Wirtschaftsbereiche verlagert, die zur Wertschöpfung beitragen.
Der bulgarische Aufbau- und Resilienzplan ist für französische Unternehmen von Interesse, insbesondere in den Bereichen Energie, Umwelt und nachhaltige Landwirtschaft.

Weitere Informationen: https://www.tresor.economie.gouv.fr/Pays/BG/les-relations-bilaterales-france-bulgarie

Zusammenarbeit in den Bereichen Kultur, Wissenschaft und Technik

Die kulturelle Zusammenarbeit ist ein Bereich, in dem Frankreich ein positives Image genießt. Mehrere Veranstaltungen zählen heute zum bulgarischen Kulturleben: die Nacht der Museen, die Europäischen Tage des Denkmals und das Festival „Francofolies“ von Blagoewgrad. Den engen Beziehungen zwischen dem bulgarischen Kulturministerium und dem Louvre sind Kooperationsprojekte und der Austausch von Kulturgütern zu verdanken. 2022 wurden vom französischen Ministerium für Europa und auswärtige Angelegenheiten zwei archäologische Projekte unterstützt: das Projekt Apollonia Pontica und ein Projekt zum Paläolithikum. Das Institut français von Bulgarien (http://institutfrancais.bg/fr/) betreibt eine Zweigstelle in Warna und stützt sich auf ein Netzwerk von acht Alliances françaises.

Seit 1993 ist Bulgarien Mitglied der Internationalen Organisation der Frankophonie. Französisch ist bis heute die am vierthäufigsten erlernte Fremdsprache in der Schule, obwohl der Französischunterricht einer gewissen Erosion unterliegt. Das Land zählt 32 zweisprachige französisch-bulgarische Mittelschulzweige, sechs von ihnen besitzen das Qualitätszertifikat LabelFrancEducation, zusätzlich zum französischen Lycée Victor Hugo in Sofia und der internationalen französischen Schule von Warna. Im Hochschulbereich bestehen mehrere französischsprachige Ausbildungszweige (Management, Engineering, Politikwissenschaften), und 10 Universitäten sind Mitglieder der Hochschulagentur der Frankophonie.

2021 waren knapp 1100 bulgarische Studierende bei französischen Hochschulen inskribiert, und knapp 90 französische Studierende studierten im Rahmen des Erasmus+ Programms an bulgarischen Universitäten. Damit liegt Frankreich an 7. Stelle der Aufnahmeländer bulgarischer Studierender nach Deutschland, dem Vereinigten Königreich, den Niederlanden, der Türkei, Österreich und Dänemark.
Frankreich ist der wichtigste europäische Partner Bulgariens im wissenschaftlichen Bereich. So finanziert die Hubert-Curien-Partnerschaft „Rila“ rund zehn gemeinsame Forschungsprojekte pro Jahr. Für 2022 sind mehrere Kooperationen im Bereich der Geothermie, der Robotik im Gesundheitswesen und der Blockchain-Technologie geplant.

Stand: Februar 2024