Great Green Wall Accelerator: neue Impulse für Afrikas symbolträchtige GGW-Initiative
Die Initiative „Große Grüne Mauer“ (Great Green Wall, GGW) wurde lange Zeit als Programm zur Pflanzung von Bäumen angesehen, ist in Wirklichkeit aber ein Programm zur ländlichen Entwicklung in der gesamten Sahelzone. Die Initiative umfasst eine Vielzahl von Projekten und zielt auf eine integrierte Verwaltung der Ökosysteme ab, um einerseits die Bodendegradation und Desertifikation, die Auswirkungen des Klimawandels sowie den Verlust an biologischer Vielfalt zu bekämpfen und andererseits auf die durch Ressourcenverknappung in den Sahel-Staaten verursachte Armut, Ernährungsunsicherheit und Zunahme von Konflikten zu reagieren. Das Projekt „Great Green Wall Accelerator“, das von Staatspräsident Emmanuel Macron beim vierten One Planet Summit im Januar 2021 in Paris auf den Weg gebracht wurde, soll die Umsetzung der GGW Initiative in den 11 Mitgliedstaaten vorantreiben, koordinieren und überwachen.
Worum handelt es sich bei der Initiative „Große Grüne Mauer“?
Die „Große Grüne Mauer“ ist eine der ersten internationalen Initiativen in den Bereichen Umwelt und Landbewirtschaftung, an der sich sowohl afrikanische Staaten als auch internationale Partner beteiligen. Sie wurde 2007 von der Afrikanischen Union (AU) bewilligt. Das Vorhaben wurde entwickelt, um gegen die Auswirkungen des Klimawandels und der Desertifikation in Afrika vorzugehen und zielt darauf ab, bis 2030 100 Millionen Hektar verödetes Land in den 11 Staaten der Sudan Sahel Region wiederherzustellen, 250 Millionen Tonnen Kohlenstoff zu binden und 10 Millionen "grüne" Arbeitsplätze zu schaffen.
Die Große Grüne Mauer war ursprünglich als 15 km breiter und 7 800 km langer Streifen durch den gesamten afrikanischen Kontinent entlang der Sahelzone geplant. Diese historische Initiative hat sich zu einem Mosaik an Projekten entwickelt, die an die jeweiligen Gebiete und Gegebenheiten angepasst sind und sich mit der nachhaltigen Landnutzung, der landwirtschaftlichen Erzeugung und der integrierten Bewirtschaftung von Wasserressourcen befassen.
All diese Vorhaben sollen in einer der weltweit am stärksten von Mangelernährung betroffenen Regionen zur Ernährungssicherheit und gleichzeitig zu einer Verringerung der durch eine Verknappung urbaren Landes verursachten Konflikte und Migrationsströme beitragen. Der gemeinsame Nenner der aus dem „Erdgipfel“ in Rio im Jahr 1992 erwachsenen multilateralen, die Umwelt betreffenden Übereinkünfte besteht in der Bewahrung der biologischen Vielfalt und der Anpassung an den Klimawandel.
Die 11 beteiligten Staaten sind Senegal, Mauretanien, Mali, Burkina Faso, Niger, Nigeria, Tschad, Sudan, Eritrea, Äthiopien und Dschibuti. 2010 haben diese Länder beschlossen, eine speziell der Initiative gewidmete regionale Instanz zu schaffen: Die in Nouakchott angesiedelte Panafrikanische Agentur für die Große Grüne Mauer (Panafrican Agency of the Great Green Wall, PAGGW) soll Koordinierungsmechanismen schaffen, die verschiedenen Vorhaben in Übereinstimmung bringen und bei der Mobilisierung von Ressourcen helfen.
Bei der Konferenz der Staats- und Regierungschefs der PAGGW am 2. Dezember 2021 wurde der ehemalige Staatspräsident Nigers, Mahamadou Issoufou, zum „Champion der Großen Grünen Mauer“ ernannt. Seine Aufgabe besteht darin, finanzielle Mittel für die Umsetzung von Projekten der GGW aufzutun, aber auch die Initiative bei den Staatschefs der betroffenen Länder bekannt zu machen, um zu einem dahingehenden politischen Engagement zu ermutigen.
Eine einheitliche und strukturierte Herangehensweise
Auf Frankreichs Initiative hin wurde beim One Planet Summit am 11. Januar 2021 das Projekt „Great Green Wall Accelerator“ angekündigt. Dessen Ziel ist es, der symbolträchtigen GGW Initiative der Afrikanischen Union neue Impulse zu verleihen.
Der französische Staatspräsident verpflichtete sich bei dieser Gelegenheit dazu, die Fortschritte bei der Mobilisierung der Geldgeber des Accelerators und der Umsetzung der Initiative genau zu verfolgen. Bislang haben sich die verschiedenen Partner der Initiative verpflichtet, bis 2025 für die 11 betroffenen Länder fast 16 Mrd. Euro an internationalen Finanzmitteln bereitzustellen. Dank der Unterstützung der Panafrikanischen Agentur der Großen Grünen Mauer und des Einsatzes der 11 Staaten, die das Projekt initiiert haben, wird sich die Dynamik in den kommenden Jahren weiter verstärken.
Im Zuge des Kongresses der Weltnaturschutzunion IUCN in Marseille brachte der französische Minister für Europa und auswärtige Angelegenheiten am 6. September 2021 Vertreterinnen und Vertreter von Institutionen, Zivilgesellschaft und Forschung sowie einige Geldgeber des Great Green Wall Accelerator Projektes an einen Tisch. Bei diesem ersten Treffen der Projektmitwirkenden bestätigte sich das allgemeine Interesse an der GGW Initiative, die nach Aussage des Ministers „eines der Schlüsselelemente für die Zukunft der Sahelzone“ darstellt. Diese Veranstaltung zeigte auf, dass der kollektive Einsatz und der Dialog zwischen allen Beteiligten aufrechterhalten werden muss, um bei der Umsetzung dieser mobilisierenden Initiative weitere Fortschritte erzielen zu können. Damit die Initiative der Bevölkerungen tatsächlich zugutekommt, bedarf es jedoch einer verstärkten Koordination auf regionaler Ebene.
Die COP15 des Übereinkommens der Vereinten Nationen zur Bekämpfung der Wüstenbildung, die vom 9. bis zum 20. Mai 2022 in Abidjan stattfindet, stellt für die Initiative einen Meilenstein dar, da dort die ersten finanziellen Ergebnisse des Accelerators vorgelegt werden.
Mit diesem Projekt kann auf die Herausforderungen eingegangen werden, die während der Umsetzung der GGW-Initiative offenbar geworden sind, und zwar durch:
- die Gewährleistung einer besser koordinierten Unterstützung der an der Initiative beteiligten Staaten, Strukturen und Institutionen;
- einen strukturierten Multi Stakeholder Ansatz zur Umsetzung der Initiative;
- Anregungen zum Lancieren von Projekten vor Ort;
- einen umfassenderen Überblick über zur Verfügung stehende Finanzierungsmöglichkeiten und Projekte mit Finanzierungsbedarf;
- die Gewährleistung von Nachverfolgung und Bewertung der Auswirkungen der finanzierten Projekte sowie der Fortschritte der gesamten Initiative im Hinblick auf ihre drei Hauptziele (Wiederherstellung der Böden, Kohlenstoffbindung, Schaffung von Arbeitsplätzen);
- den Austausch von Kenntnissen und bewährten Verfahren zwischen allen beteiligten technischen und finanziellen Partnern.
Diese Plattform ruht auf fünf Säulen:
- Säule 1 – Investitionen in kleine und mittlere Unternehmen sowie Stärkung der Wertschöpfungsketten und lokalen Märkte, Organisation der Ausfuhren
- Säule 2 – Wiederherstellung der Böden und nachhaltige Verwaltung der Ökosysteme
- Säule 3 – klimaresiliente Infrastrukturen und Zugang zu erneuerbaren Energien
- Säule 4 – günstige wirtschaftliche und institutionelle Rahmenbedingungen für eine effiziente Steuerung
- Säule 5 – Kapazitätsausbau