„Den großen Frauen. Das dankbare Vaterland“: Portraits der im Pantheon geehrten Frauen

Teilen

Josephine Bakers Aufnahme ins Pantheon am 30. November 2021 bietet eine gute Gelegenheit, auch jene anderen Französinnen kennenzulernen, die schon früher dort Einzug gehalten haben.
Das Pantheon ist ein Ort des Gedenkens an große Persönlichkeiten der Nation. Dort ruhen 75 Männer und nunmehr 6 Frauen. Wer sind sie?

Josephine Baker (1906-1975) - Aufnahme 2021

Joséphine Baker

Die in Amerika geborene Josephine Baker war eine weltbekannte Music-Hall-Künstlerin. Sie engagierte sich im Widerstand und kämpfte unermüdlich gegen Rassismus. Ob in Frankreich oder an jedem anderen Ort der Welt, wo immer Menschen guten Willens gemeinsam kämpften, war sie dabei.

Ab den 1920er-Jahren war ihrem Talent in Frankreich Erfolg beschieden, zuerst im Théâtre des Champs-Elysées und später in den Folies Bergères. Ihr Lied „J’ai deux amours“ vergrößerte ihre Beliebtheit weiter.

Während des 2. Weltkriegs engagierte sie sich in den Freien Französischen Streitkräften als Geheimdienstagentin. In Anerkennung ihrer Dienste wurde ihr die Ehrenlegion verliehen. In den 1960er Jahren nahm sie an der Bürgerrechtsbewegung in den Vereinigten Staaten teil.
Anschließend ließ sie sich im Château des Milandes in der Dordogne nieder, wo sie mit ihren zwölf Adoptivkindern aus unterschiedlichen Herkunftsländern lebte.

Simone Veil (1927-2017) - Aufnahme 2017

Simoine Veil

© MEAE J-L Debaize

Simone Veil ist insbesondere dafür bekannt, dass sie sich für Frauenrechte eingesetzt hat und 1979 die 1. Präsidentin des in allgemeinen Wahlen gewählten Europäischen Parlaments wurde.

Während des 2. Weltkriegs wurde sie im Alter von 16 Jahren ins Konzentrationslager Auschwitz deportiert. Simone Veil und ihre beiden Schwestern waren die einzigen überlebenden MItglieder ihrer Familie. Nach Kriegsende setzte sie ihr Studium fort und wurde Richterin.

Unter Staatspräsident Valéry Giscard d’Estaing brachte sie in den 1970er-Jahren als Gesundheitsministerin das Gesetz über den Schwangerschaftsabbruch zur Abstimmung, das Abtreibungen legalisierte. Der Mut, den sie gegenüber den zahlreichen Gegnern dieses Gesetzes bewies, verschaffte ihr große Beliebtheit.
Sie engagierte sich zugunsten des europäischen Aufbauwerks und war von 1979 bis 1982 Präsidentin des Europäischen Parlaments. 2010 wurde sie in die Académie française aufgenommen.

Geneviève De Gaulle-Anthonioz (1920-2002) - Aufnahme 2015

Genevieve de Gaulle Anthonioz

Ihr Leben war geprägt von ihrem Engagement gegen die Nazi-Besatzung und ihrem Kampf gegen die Armut.

1940, noch während sie an der historischen Fakultät in Rennes studierte, engagierte sie sich im Widerstand. Sie wurde verhaftet und 1944 nach Ravensbrück deportiert. Da sie die Nichte des Generals de Gaulle war, versuchte Heinrich Himmler – allerdings vergeblich – sie zu benutzen, um ihren Onkel niederzuzwingen, der die Gruppierung France libre anführte. Als erster Frau wurde ihr das Großkreuz der Ehrenlegion verliehen.

In der Nachkriegszeit schloss sich Geneviève de Gaulle-Anthonioz der Bewegung ATD Quart Monde an und engagierte sich für die Verabschiedung des Gesetzes zur Bekämpfung der Armut, das 1998 angenommen wurde.

Germaine Tillon (1907-2008) - Aufnahme 2015}}

Germaine Tillon

©AureCou

Germaine Tillon war Ethnologin und Widerstandskämpferin im 2. Weltkrieg.
Sie begab sich ins Aurès Gebirge im Nordosten Algeriens, um das Volk der Chaouis zu erforschen. Während des Krieges beteiligte sie sich an den Aktionen eines Netzwerks von Widerstandskämpfern gegen die Nazi-Besatzung. 1943 wurde sie gefangengenommen und nach Ravensbrück deportiert. Für ihre Schriften über das Konzentrationslager, die sie anhand von heimlich während ihrer Haft gesammelten Unterlagen erstellte, wurde ihr aufgrund ihres mutigen Handelns der Pulitzerpreis verliehen.

Germaine Tillon erhielt als zweite Frau das Großkreuz der Ehrenlegion und forschte später insbesondere über den Unterricht in französischen Gefängnissen, der dank ihrer Arbeiten eingeführt wurde. Sie kämpfte gegen Kolonialismus und Folter und für die Emanzipation der Frau.

Marie Curie (1867-1934) - Aufnahme 1995

Marie Curie

Marie Curie war Physikerin und Chemikerin polnischen Ursprungs.

Am bekanntesten sind ihre Arbeiten zur Radioaktivität sowie die Entdeckung des Poloniums und des Radiums. 1903 erhielt sie den Nobelpreis für Physik, 1911 den für Chemie. Sie war eine herausragende Wissenschaftlerin und die erste Frau der diese Auszeichnung zuteilwurde. Sie wurde außerdem als einzige Frau zweimal mit dem Nobelpreis ausgezeichnet und war der einzige Mensch, der den Preis in zwei verschiedenen Kategorien erhalten hat. Während des 1. Weltkriegs beteiligte sie sich am Aufbau mobiler radiologischer Ambulanzen, der sogenannten „Petites Curies“. An der Front führte sie zusammen mit ihrer Tochter Irene Röntgenaufnahmen durch.

1995 wurde ihre Asche, zusammen mit der ihres Mannes, ins Pantheon überführt. Bis ins Jahr 2014 blieb sie die einzige Frau, die im Pantheon für ihre eigenen Verdienste geehrt wurde.

Sophie Berthelot (1837-1907) - Aufnahme 1907

Sophie Berthelot war die erste Frau, die je im Pantheon beigesetzt wurde. Gemäß dem Wunsch der Familie, das Ehepaar nicht zu trennen, wurde sie dorthin gemeinsam mit ihrem Mann aufgenommen.