Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit
Die aus der Zeit der Aufklärung stammende Devise „Liberté, Egalité, Fraternité“ (Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit) wurde während der französischen Revolution zum ersten Mal beschworen. Oft in Frage gestellt, hat sie sich schließlich während der III. Republik durchgesetzt. Sie ist in der Verfassung von 1958 verankert und gehört heutzutage zum französischen nationalen Kulturgut.
Ende des 17. Jahrhunderts verband Fénelon die Begriffe Freiheit, Gleichheit und Brüderlichkeit, die sich dann im Jahrhundert der Aufklärung weiter verbreiteten.
Während der französischen Revolution gehörte „Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit“ zu den zahlreichen beschwörten Devisen. In einer Rede über die Organisation der nationalen Garden empfiehlt Robespierre im Dezember 1790, die Worte „Le Peuple Français“ (das französische Volk) und „Liberté, Egalité, Fraternité“ auf die Uniformen und Fahnen zu schreiben, sein Vorschlag wird jedoch nicht angenommen.
Ab 1793 malen die Pariser, und nach ihnen bald die Bewohner anderer Städte, auf die Fassaden ihrer Häuser folgende Worte: „unité, indivisibilité de la République; liberté égalité ou la mort“ (Einheit, Unteilbarkeit der Republik, Freiheit Gleichheit oder Tod). Sie werden jedoch bald dazu aufgerufen, den letzten Teil der Formulierung zu entfernen, der zu sehr an die Terreur erinnert.
Wie viele andere revolutionäre Symbole gerät die Devise zur Zeit des Kaiserreichs in Vergessenheit. Anlässlich der Revolution von 1848 tritt sie wieder in Erscheinung, mit einer religiösen Dimension versehen: Die Priester feiern den Christ-Fraternité (Christus der Brüderlichkeit) und segnen die Freiheitsbäume, die damals gepflanzt wurden. Bei der Niederschrift der Verfassung von 1848 wird die Devise „Liberté, Egalité, Fraternité“ als ein „Prinzip“ der Republik definiert.
Zur Zeit des zweiten Kaiserreichs verpönt, setzt sie sich schließlich während der III. Republik durch. Es gibt jedoch noch gewisse Vorbehalte, auch bei den Befürwortern der Republik: Manchmal wird die Solidarität der Gleichheit vorgezogen, weil letztere auf eine soziale Nivellierung hinweist, auch ist der christliche Beigeschmack der Brüderlichkeit nicht unumstritten.
Die Devise wird anlässlich der Feierlichkeiten zum 14. Juli 1880 wieder auf die Fassade der öffentlichen Gebäude angebracht. Sie wird in den Verfassungen von 1946 und 1958 erwähnt und gehört heute ganz zum französischen Kulturerbe. Man findet sie auf weitverbreiteten Gegenständen, zum Beispiel auf Münzen und auf Briefmarken.