Das diplomatische Archiv in Nantes
2025 wird sich die Unterbringung bestimmter Abteilungen des Außenministeriums in Nantes zum sechzigsten Mal jähren. Die Entscheidung, einen Teil der Verwaltung nach Westfrankreich auszulagern, geht auf Außenminister Maurice Couve de Murville zurück, der damit die von Charles de Gaulle gewünschte Raumordnungspolitik umsetzte.
Als erstes wurde hier im Jahr 1965 das Referat Verwaltung der Auslandsfranzosen untergebracht. Kurz darauf folgte die Archivabteilung. 1966 erhielt diese ein eigenes Gebäude in einem östlichen Stadtviertel von Nantes, in der Rue du Casterneau. Dieses gegen 1870 errichtete Gebäude, ein früheres Futterlager der Armee, besitzt eine Kapazität von 12 Laufkilometern und bietet den Vorteil, mit geringem Aufwand in ein Archiv umgebaut werden zu können.
Es wurde beschlossen, das gesamte Archivgut der diplomatischen und konsularischen Auslandsvertretungen hier unterzubringen, das aus Platzgründen nicht am Quai d’Orsay Platz fand und zum Teil in das Staatsarchiv ausgelagert werden musste.
1987 mündeten die Anforderungen des Archivgesetzes vom 3. Januar 1979, die immer dringenderen Anfragen der Forscher und die Überlastung des Pariser Lesesaals in die Schaffung eines Benutzersaals vor Ort und die Bildung eines kleinen Teams unter der Leitung eines für die Sammlungen und die Kommunikation verantwortlichen Kurators. Der „Annex“ von Nantes, der mittlerweile zu einem eigenständigen Archiv angewachsen ist, wird heute als Diplomatisches Archiv Nantes bezeichnet.
Ab diesem Zeitpunkt beginnt eine fundierte, systematische Überstellungspolitik von Beständen der Auslandsvertretungen. Da der Rhythmus der Überstellungen sich zunehmend beschleunigte, ergab sich alsbald die Notwendigkeit, in eine neue Ausbauphase einzutreten. Denn die Kapazitäten des früheren Futterlagers, dessen Grundstruktur aus Holz bestand, waren ausgelastet, und es musste ein neues Gebäude errichtet werden.
So wurde unter Architekt Thierry Van de Wyngaert ein Neubau in Angriff genommen. Dieser 1996 eröffnete Teil erhöht die Lagerkapazitäten auf 37 Laufkilometer. Durch 1997 durchgeführte Renovierungsarbeiten im Altbau entstanden ein geräumiger Lesesaal mit 50 Plätzen und ein Ausstellungsraum.
Heute enthält das Diplomatische Archiv Nantes 30 Laufkilometer Archivgut der diplomatischen und konsularischen Auslandsvertretungen, die ältesten von ihnen datieren aus dem 16. Jh.