Frankreichs Einsatz innerhalb der G20
Die G20 („Gruppe der 20“) ist ein zwischenstaatliches Forum, dem 19 der am stärksten entwickelten Länder sowie die Europäische Union [1] und die Afrikanische Union angehören.
Ziel dieser Gruppe ist es, konkrete Kooperationen auf die Beine zu stellen und zur gemeinsamen Behandlung globaler Herausforderungen beizutragen – insbesondere hinsichtlich ihrer wirtschaftlichen Aspekte.
Dabei arbeitet sie eng mit den Organisationen und Agenturen der Vereinten Nationen zusammen. Für Frankreich und seine europäischen Partner bietet sie die Gelegenheit, der Stimme der Europäischen Union bei globalen Herausforderungen und Fragen der Global Governance Gehör zu verschaffen.
Welche Rolle hat die G20?
Die auf Initiative Kanadas im Jahr 1999 ursprünglich als Format auf Finanzminister-Ebene gegründete G20 tagte während der weltweiten Finanzkrise 2008 erstmals auf Ebene der Staats- und Regierungschefs. Im Jahr 2022 machten die Mitglieder der G20 75 Prozent des Welthandels, 80 Prozent des weltweiten BIP und der Treibhausgasemissionen sowie zwei Drittel der Weltbevölkerung aus. Damit kommt ihnen die Rolle des führenden Weltwirtschaftsforum zu.
Mit Unterstützung der Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) weitete die G20 ihre Gespräche schrittweise über den wirtschaftlichen und finanziellen Bereich im engeren Sinne hinaus auf weitere Themenbereiche (Klimaschutz und Energie, digitale Wirtschaft, Entwicklung, wirtschaftliche Teilhabe von Frauen, Gesundheit, Landwirtschaft, Bildung usw.) aus. Diese Themen sind Inhalt eigener Ministertagungen, deren Ergebnisse in die jährlichen Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs einfließen.
So hat sich die G20 mit der Zeit als wichtigstes multilaterales Gremium zur Krisenbewältigung und -koordinierung bei Herausforderungen von weltweiter Tragweite durchgesetzt. Sie hat eine Reihe von wichtigen Erfolgen zu verzeichnen:
- Stärkung des internationalen Finanzsystems infolge der Finanzkrise von 2007-2008 (Basel-III-Vereinbarung)
- Bekämpfung von Steuervermeidung mit dem BEPS-Aktionsplan und der Einführung einer internationalen Besteuerung multinationaler Unternehmen
- Verabschiedung von Grundsätzen für Investitionen in eine hochwertige Infrastruktur (Osaka, 2019)
- Unterstützung des ACT-Accelerators infolge der Coronapandemie
- Einführung der Initiative zur Aussetzung des Schuldendienstes 2020
- Gemeinsamer Rahmen der G20 und des Pariser Clubs zum Umgang mit Schulden
Wie arbeitet die G20?
Die Präsidentschaft der G20 übernimmt turnusmäßig immer ein Mitgliedsland der Gruppe. Die jeweilige Präsidentschaft organisiert verschiedene Zusammenkünfte – von Expertentreffen, über zivilgesellschaftliche Veranstaltungen bis hin zu den Ministertreffen. Die Staats- und Regierungschefs der Mitglieder kommen einmal jährlich zusammen, um sicherzustellen, dass sich die großen Wirtschaftsmächte angesichts der wirtschaftlichen, gesellschaftlichen und umweltpolitischen Herausforderungen abstimmen. Dieses jährliche Gipfeltreffen der Staats- und Regierungschefs ist der Höhepunkt der G20. Dieses Jahr hat Südafrika – und damit erstmals ein afrikanisches Land – die Präsidentschaft inne.
Funktionsweise und ressortübergreifende Abstimmung der französischen Positionen
Der diplomatische Berater des französischen Staatspräsidenten ist traditionell „G7- und G20-Sherpa“ und nimmt in dieser Funktion an den Sherpa-Treffen teil, die der Vorbereitung des Gipfeltreffens der Staats- und Regierungschefs dienen (Abschlusserklärung und politische Dokumente). Innerhalb des französischen Außenministeriums fungiert der Leiter der Generalabteilung Globalisierung (DGM) als „Sous-Sherpa“. Die dem Leiter der DGM unterstellte „Task-Force DGM“ ist für die Vorbereitung der Sherpa- und Gipfeltreffen zuständig.
Südafrikanische G20-Präsidentschaft 2025
Im Jahr 2025 übernimmt Südafrika als erstes afrikanisches Land die Präsidentschaft der G20.
Nach Indonesien, Indien und Brasilien ist Südafrika das vierte Schwellenland in Folge, das der Gruppe vorsitzt. Die Südafrikanische G20-Präsidentschaft ist als Fortsetzung der vorangegangenen Präsidentschaften zu verstehen, insbesondere was die Schwerpunktthemen anbelangt, da sie die Dynamik einer den globalen und nicht mehr lediglich den wirtschaftlichen Herausforderungen zugewandten G20 weiterführt. Südafrika hat sich dafür entschieden, seine Präsidentschaft auf die drei Konzepte „Solidarität, Gleichheit und Nachhaltigkeit“ auszurichten.
Vor dem Hintergrund der großen internationalen Spannungen haben Frankreich und Südafrika gemeinsame Interessen innerhalb der G20, die sich auch mit den zentralen Themen unserer bilateralen Beziehung decken:
- wirtschaftliche Entwicklung durch die Mobilisierung privater Investitionen
- Kampf gegen Naturkatastrophen und Erderwärmung
- Reform der Global Governance durch eine bessere Vertretung von Schwellenländern
- stärkere Berücksichtigung der Agenda 2063 der Afrikanischen Union.
#G20SouthAfrica | @jnbarrot is in South Africa on 20 and 21 February for the South African presidency of the G20 – an opportunity to zero in on this intergovernmental format.
🎥 @Ch_Lemoine for #DiploMatters@FrenchEmbassyZA pic.twitter.com/UxM1nY6Tl0
— France Diplomacy 🇫🇷🇪🇺 (@francediplo_EN) February 21, 2025
Brasilianische G20-Präsidentschaft 2024
Im Jahr 2024 hatte erstmals Brasilien die G20-Präsidentschaft inne und richtete am 18. und 19. November 2024 in Rio de Janeiro das jährliche Gipfeltreffen aus. In Anknüpfung an den Vorsitz Indiens (2023) und Indonesiens (2022) setzte Brasilien die Entwicklung, den Kampf gegen Ungleichheiten und den Schutz der Schwächsten auf die Agenda.
Die brasilianische Präsidentschaft stellte insbesondere folgende Themen in den Vordergrund:
- Kampf gegen Ungleichheiten mit dem Start der Globalen Allianz gegen Hunger und Armut
- Energiewende und nachhaltige Entwicklung mittels der „Task Force for Global Mobilization against Climate Change” (TF-CLIMA), die damit beauftragt wurde, im Hinblick auf die 2025 von Brasilien ausgerichtete Weltklimakonferenz (COP30) Empfehlungen für einen nachhaltigen Wandel zu formulieren
- Reform der Global Governance mit dem Aufruf zur Reform der Global Governance, der am Rande der Generalversammlung der Vereinten Nationen [2] angenommen wurde und sich gleichzeitig mit der Reform der UNO (Reform des Sicherheitsrats und des Sekretariats für mehr Repräsentativität und Transparenz, Stärkung der Rolle der Generalversammlung, des Wirtschafts- und Sozialrats und der Kommission für Friedenskonsolidierung) und der Reform der internationalen Finanzarchitektur (in Anknüpfung an das G20-Gipfeltreffen in New Delhi mit einem Fokus auf der Repräsentativität in den Verwaltungsorganen der internationalen Finanzinstitutionen) befasst.
Frankreich unterstützte diese Initiativen, die dazu beitragen, die fragmentierenden Tendenzen einzudämmen und die Relevanz der G20 als einzigartiges Forum für die Steuerung der globalen Wirtschafts- und Finanzpolitik zu stärken, aber auch um sich in einem Geist geteilter Verantwortung für den Erhalt globaler öffentlicher Güter einzusetzen. Im Einklang mit dem, was Frankreich mit dem Gipfel für einen neuen Finanzpakt 2023 initiiert hat, stand Frankreich Brasilien während seiner Präsidentschaft zur Seite, um der Reform der Global Governance neuen Schwung zu verleihen.
Lutter contre les inégalités et contre le réchauffement climatique, en même temps.
C’est le message que je porte au G20. pic.twitter.com/F7atlZHdK4
— Emmanuel Macron (@EmmanuelMacron) November 19, 2024
Mobilisierung der G20 in Reaktion auf die Coronapandemie und ihre Folgen
Unter der Präsidentschaft von Saudi-Arabien (2020) und Italien (2021) mobilisierte sich die G20 in Reaktion auf die Pandemie und die wirtschaftlichen und sozialen Folgen dieser Gesundheitskrise.
Die Mitglieder der G20 stimmten sich über konkrete Initiativen mit hoher Wirkkraft ab, um der Krise in den Entwicklungsländern entgegenzuwirken. Erwähnenswert sind darunter das Schuldenmoratorium für die ärmsten Länder (Initiative zur Aussetzung des Schuldendienstes, die gemeinsam mit der Weltbank und dem IWF entwickelt wurde), die Festlegung eines gemeinsamen Rahmens der G20 und des Pariser Clubs zum Umgang mit Schulden sowie eine Vereinbarung über eine globale Mindestbesteuerung.
Die G20 verstärkte ihre Anstrengungen zur Unterstützung der Initiative „ACT-A“ und ihrer COVAX Impfstoff-Säule, um die Pandemie zu bewältigen und die internationalen Finanzierungsmechanismen für Gesundheitsbelange durch die Einrichtung einer G20-Taskforce „Finanzen-Gesundheit“ langfristig zu stärken. Außerdem unterstützte sie den „One-Health“-Ansatz zur Verbesserung der Gesundheitssicherheit und der weltweiten Epidemieüberwachung, um so die Koordination und Bewältigung der Gesundheitskrise unter der Schirmherrschaft der Weltgesundheitsorganisation (WHO) zu erleichtern.
Was die Frage des Klimawandels und der Energiewende betrifft, konnte die G20 trotz Meinungsverschiedenheiten beim Gipfel von Rom im Jahr 2021 mehr Gemeinsamkeiten als in früheren Jahren finden: Dies war insbesondere dank eines Konsenses über die Erreichung des Klimaziels von 1,5°C, der die Vorbereitung der COP26 ermöglichte, sowie über das Ende der internationalen Investitionen in neue Kohlekraftwerke möglich.
- Erklärung der Staats- und Regierungschefs der G20, Rom 2021 (auf Französisch)
- Pressekonferenz des französischen Staatspräsidenten (auf Französisch)
- Erklärung der Staats- und Regierungschefs der G20, Riad 2020. (auf Französisch)
Stand: März 2025
[1] Argentinien, AU, Australien, Brasilien, China, Deutschland, EU (vertreten durch die EU-Kommission), Frankreich, Indien, Indonesien, Italien, Japan, Kanada, Mexiko, Russland, Saudi-Arabien, Südafrika, Südkorea, Türkei, Vereinigtes Königreich, Vereinigte Staaten. Spanien und Singapur sind permanente Gastländer.
[2] Der Aufruf wurde von den Mitgliedern der G20 sowie 32 weiteren Partnern gebilligt: Ägypten, Äthiopien, Angola, AU, Burkina Faso, Chile, Dänemark, El Salvador, Finnland, Griechenland, Guinea-Bissau, Guyana, Irland, Jamaika, Kroatien, Mazedonien, Malaysia, Malediven, Marokko, Niederlande, Nigeria, Norwegen, Österreich, Papua-Neuguinea, Polen, Portugal, Schweden, Singapur, Slowenien, Spanien, Tunesien, Vereinigte Arabische Emirate, Uruguay.