Frankreich und die Internationale Seeschifffahrtsorganisation
Die Internationale Seeschifffahrtsorganisation (IMO) wurde 1948 gegründet. Seither spielt Frankreich eine sehr aktive Rolle innerhalb der Organisation, wurde ununterbrochen als Mitglied ihres Rates wiedergewählt und gehört der Kategorie der Staaten von großem Interesse für den internationalen Seehandel an.
Die Internationale Seeschifffahrtsorganisation (IMO) ist eine Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit Sitz in London (England). Sie hat 175 Mitgliedstaaten. Die Ziele der IMO sind in ihrem Motto zusammengefasst: „Safe, secure and efficient shipping on clean oceans“ („Sichere, geschützte und wirtschaftliche Schifffahrt auf sauberen Meeren“).
Vor dem Hintergrund, dass 90 % des Welthandels über den Seeverkehr abgewickelt werden und jedes Jahr etwa 50 000 Schiffe die Ozeane überqueren, ist es absolut notwendig, auf internationaler Ebene Normen festzulegen. Demnach ist es die Aufgabe der IMO, einen globalen Regelungsrahmen zu den drei wichtigsten Fachbereichen zu schaffen: maritime Sicherheit, Gefahrenabwehr im Seeverkehr und Schutz der Meeresumwelt.
Frankreich als Akteur des maritimen Sektors
Frankreich gilt aufgrund seines umfangreichen Meeresgebiets und seiner international anerkannten Expertise als führender Akteur des maritimen Sektors. Frankreich verwaltet eine ausschließliche Wirtschaftszone von etwas mehr als 10 Mio. km². Auch befinden sich 22 % der weltweiten Meeresschutzgebiete in Gewässern unter französischer Gerichtsbarkeit.
Ein Küstenstaat
Mit seinen 20 000 km langen Küsten entlang mehrerer Ozeane (Atlantischer Ozean, Indischer Ozean, Pazifik, Ärmelkanal, Nordsee, Mittelmeer) trägt Frankreich aktiv zur Sicherheit der Seeschifffahrt bei. Beispielsweise ist Frankreich auf fast 24 Mio. km² für die Rettung auf See verantwortlich („Search-and-Rescue- Zonen“). Frankreich beteiligt sich außerdem an mehreren internationalen Einsätzen zur Bekämpfung von Piraterie und illegalem Handel auf See.
Schlüsselakteur der maritimen Wirtschaft
- In Bezug auf die Tonnage befand sich die französische Flotte am 1. Januar 2020 auf Platz 28 der weltweiten Flotten pro Flagge. Die französischen Reeder sind in allen traditionellen Berufen des Seeverkehrs vertreten und betreiben fast 800 Schiffe mit mehr als 100 UMS (Universal Measurement System [1]), darunter 400 Schiffe unter französischer Flagge.
Frankreich verfügt über den fünftbedeutendsten Hafen in Europa und belegt auf europäischer Ebene Platz 2 im Bereich des Schiffbaus. Die französischen Wefte haben sich auf den Bau von komplexen Einheiten mit hohem Mehrwert, wie z. B. Kreuzfahrtschiffe, spezialisiert. - Der französische Fischfang belegt mit 11 % des gesamten Fangvolumens europaweit Platz 3. Allgemeiner gesehen stellt die maritime Wirtschaft 354 000 direkte Arbeitsplätze für einen Produktionswert in Höhe von 91 Mrd. Euro.
Frankreichs aktiver Beitrag zu den Arbeiten der IMO
Frankreich wirkt seit Langem aktiv an der Ausarbeitung von internationalen Normen für die Sicherheit und Gefahrenabwehr im Seeverkehr sowie die Verhütung der Meeresverschmutzung durch Schiffe mit. Gemessen an der Anzahl ratifizierter Übereinkünfte ist Frankreich der drittwichtigste Mitgliedstaat der IMO.
So hat Frankreich beispielsweise an den Verhandlungen über die erste Fassung des SOLAS-Übereinkommens (Internationales Übereinkommen zum Schutz des menschlichen Lebens auf See) teilgenommen. Frankreich hat nahezu alle und auch die jüngsten Übereinkünfte der IMO ratifiziert, darunter das Übereinkommen von Hongkong über das [sichere und umweltgerechte] Recycling von Schiffen.
2018 hat Frankreich das Übereinkommen von Kapstadt über die Sicherheit von Fischereifahrzeugen, das SUA-Übereinkommen (Übereinkommen zur Bekämpfung widerrechtlicher Handlungen gegen die Sicherheit der Seeschifffahrt) und sein Protokoll von 2005 ratifiziert und 2019 das STCW-Übereinkommen (Internationales Übereinkommen über Normen für die Ausbildung, die Erteilung von Befähigungszeugnissen und den Wachdienst von Seeleuten).
Frankreich verfügt über eine ständige Vertretung bei der Organisation in London und kann so aktiv an allen Sitzungen der Ausschüsse und Unterausschüsse sowie an fast allen Arbeitsgruppen teilnehmen. Etwa hundert französische Expertinnen und Experten beteiligen sich jedes Jahr an den Fachdiskussionen der verschiedenen Arbeitsgremien der IMO. Frankreich spielt demnach eine äußerst aktive Rolle und legt jedes Jahr etwa sechzig Empfehlungen vor. Frankreich befindet sich auf Platz 21 der größten Beitragszahler der IMO und zahlt ebenfalls freiwillige Beiträge.
Frankreich vertritt innerhalb der IMO einen äußerst umweltbewussten und pragmatischen Standpunkt. Das spiegelt sich insbesondere in seinen konkreten Vorschlägen zur Verringerung der Treibhausgasemissionen von Schiffen sowie für einen verstärkten Schutz der Meeresumwelt mit einem besonderen Augenmerk auf der menschlichen Komponente wider.
Weitere Informationen finden Sie auf den Websites der IMO und der Ständigen Vertretung Frankreichs bei der IMO.
[1] Universal Measurement System (USM) ist die Volumeneinheit, die auf Schiffe angewendet wird, die eine Länge von über 24 Metern haben und internationale Fahrten durchführen. 200 UMS entsprechen etwa 100 Tonnen.