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Frankreich und Litauen

Politische Beziehungen

Die bilateralen Beziehungen zwischen Frankreich und Litauen sind intensiv und der politische Austausch regelmäßig, so wie es die Einrichtung des Formats „3 Baltes + France“ auf Außenministerebene zeigt, dessen letztes Gespräch am 8. März 2024 in Vilnius stattfand, an dem auch der ukrainische Außenminister D. Kuleba teilnahm. Im September 2020 verabschiedeten die Außenminister beider Länder die Aktualisierung eines Maßnahmenkatalogs zur bilateralen strategischen Partnerschaft, die 2009 unterzeichnet wurde. Im Juli 2013 unterzeichneten die Verteidigungsminister ein Abkommen über die Zusammenarbeit im militärischen Bereich. Seit 2007 nimmt Frankreich im Rahmen der NATO an Luftpolizeieinsätzen der baltischen Länder teil und absolvierte elf aufeinanderfolgende Einsätze im Rotationsverfahren von den Luftwaffenstützpunkt Šiauliai (Litauen) und Ämari (Estland) aus. Frankreich beteiligt sich außerdem an den Abschreckungs- und Rückversicherungsmaßnahmen in der Ostsee, indem es seine im Rahmen von Übungen oder dem Open Spirit Manöver zur Abwehr von Seeminen eingesetzten Schiffe regelmäßig Häfen anfahren lässt.

Die beiden Länder nehmen einen regelmäßigen Austausch von Offiziersanwärtern der Militärakademie in Vilnius und der Militärschulen von Saint-Cyr in Coëtquidan vor. Die Luftwaffe von Litauen verschickt Auszubildende nach Frankreich zum Center for Analysis & Simulation for the Preparation of Air Operations (CASPOA) und zum Air Defence and Control Training Centre (CICDA). Ziel ist die Ausbildung von Spezialisten der Luftstreitkräfte und militärischen Fluglotsen. Seit 2013 stellt Frankreich dem CoE für Energiesicherheit in Vilnius, das von der NATO anerkannt wurde, einen leitenden Offizier zur Verfügung. Ein französischer Gefechtsverband verbundener Kräfte wurde in Rukla (Litauen) im Rahmen der Enhanced Forward Presence (EFP) der NATO zwischen Januar und August 2018 und zwischen Juli und Dezember 2020 eingesetzt.

Französische Präsenz

Besuche

Die bilateralen politischen Kontakte zwischen Frankreich und Litauen ermöglichen einen regelmäßigen Austausch zu europäischen und internationalen Fragen sowie wirtschaftlichen Herausforderungen.

Staatspräsident François Mitterrand war im Mai 1992 der erste westliche Staatschef, der nach der Wiederherstellung diplomatischer Beziehungen nach Litauen reiste. Staatspräsident Jacques Chirac stattete dem Land 2001 einen offiziellen Besuch ab. Am 9. April 2018 empfing der französische Staatspräsident Emmanuel Macron seine litauische Amtskollegin Dalia Grybauskaitė im Rahmen der Feierlichkeiten zum 100. Jahrestag der Wiederherstellung des litauischen Staates und der Eröffnung der vom Musée d’Orsay organisierten Ausstellung über den baltischen Symbolismus. Zudem unternahm er am 27. und 28. September 2020 einen offiziellen Besuch in Litauen. Der litauische Staatspräsident Gitanas Nausėda kam im Rahmen der litauischen Kultursaison am 15. Oktober 2024 im Elysée-Palast mit dem französischen Staatspräsidenten zusammen und reiste in dem Jahr insgesamt fünf Mal nach Frankreich, um an bilateralen und multilateralen Treffen teilzunehmen.

Die Ministerin für Europa und auswärtige Angelegenheiten, Catherine Colonna, reiste vom 29. bis 30. März 2023 zu einem Arbeitsbesuch nach Litauen, wo sie mit der litauischen Premierministerin Ingrida Šimonytė sowie ihrem Amtskollegen Gabrielius Landsbergis zusammenkam. Bei dieser Gelegenheit begab sie sich auch zum Luftwaffenstützpunkt Šiauliai, wo der im Rahmen der NATO-Luftpolizei eingesetzte französische Gefechtsverband stationiert war.

Der beigeordnete Minister für Europa, Benjamin Haddad, reiste am 17. Januar 2025 nach Vilnius, um am Snow meeting teilzunehmen und mit seinem litauischen Amtskollegen zusammenzukommen.

Wirtschaftsbeziehungen

Seit 2020 verzeichnet der Handel zwischen Frankreich und Litauen eine positive und dynamische Tendenz. Frankreich rangiert als elfter Lieferant und 13. Abnehmerland Litauens. Die französischen Ausfuhren beliefen sich 2023 auf 1,3 Mrd. Euro und die französischen Einfuhren auf 820 Mio. Euro. Die lange Zeit defizitäre französische Handelsbilanz gegenüber Litauen verbesserte sich im Laufe der Jahre und verzeichnet seit 2020 einen Überschuss. Sie beläuft sich im Vorjahresvergleich auf 225 Mio. Euro (2024). Verantwortlich dafür waren insbesondere die bemerkenswerte Zunahme unserer Ausfuhren und ihrer Werte (Lebensmittelindustrie, Maschinen und Ausrüstung, Automobil, Chemie und Pharmazie). Die wichtigsten französischen Einfuhrposten im Jahr 2024 waren Möbel, Düngemittel und chemische Erzeugnisse, Produkte der Automobilindustrie, Fischgerichte und -konserven, Holz und Holzprodukte. Rund vierzig Unternehmen mit französischem Kapital sind in Litauen ansässig und beschäftigen rund 5000 Mitarbeitende. Zu ihnen zählen Veolia, JC Decaux, Roquette Frères, Consolis, Atos, Coface, Ipsen, Servier, Total, Schneider und Accor.

Zusammenarbeit in den Bereichen Kultur, Wissenschaft und Technik

Litauen ist seit 1999 Mitglied mit Beobachterstatus der Internationalen Organisation der Frankophonie (OIF). 2012 unterzeichnete es mit der OIF eine Partnerschaftsvereinbarung über den Französischunterricht in der Diplomatenausbildung und im öffentlichen Dienst Litauens. Französisch ist die am vierthäufigsten unterrichtete Fremdsprache in Litauen, und das internationale Lycée français in Vilnius verzeichnet einen wachsenden Zulauf.

Derzeit entstehen Universitätspartnerschaften in Rechts- und Politikwissenschaften mit der Universität Mykolas Romeris und der Universität Vilnius, die mit den Universitäten Bordeaux IV und Savoyen gemeinsame Diplome einführten. Die Schließung des französisch-belarussischen Zentrums für Politikwissenschaften und europäische Studien (Centre franco-biélorusse de Sciences politiques et d’Etudes européennes, CFB) in Minsk (Belarus) im Juni 2021 durch die belarussischen Behörden führte zu einer Umsiedlung dieses Zentrums nach Vilnius, bei der im Rahmen einer Vereinbarung mit der Universität von Bordeaux ein europäisches Bachelor-Diplom in internationalem Recht eingeführt wurde.

Die wissenschaftliche Zusammenarbeit beruht insbesondere auf dem integrierten Aktionsprogramm „Gilibert“ in litauischen Spitzensparten wie Physik, Chemie und Biochemie.

Zur dichten kulturellen Zusammenarbeit zählen das Filmfestival „Écrans d‘hiver“, eine Partnerschaft mit dem Bürgermeisteramt und der Universität von Klaipėda in den Bereichen zeitgenössischer Tanz, Film und Gedenkveranstaltungen, das Programm öffentlicher Diskussionsrunden „Nouveaux regards sur le monde actuel“ usw.). Das Jahr 2024, in dem von September bis Dezember die litauische Kultursaison in Frankreich, die von der litauischen Premierministerin am 13. September 2024 eröffnet wurde, und ein Pendant dazu („Echo de France“) in Litauen stattfand, war ein Symbol für die sich rasch entwickelnden bilateralen Beziehung. Neben den zahlreichen Veranstaltungen haben die Kultursaison und ihr Pendant dazu beigetragen, langfristige Partnerschaften auf die Beine zu stellen, insbesondere durch die Unterzeichnung von drei Kooperationsvereinbarungen: zwischen der Universität Sorbonne-Nouvelle und der Universität Vilnius, zwischen dem Louvre und dem Nationalmuseum Litauens sowie zwischen dem Centre Pompidou und den MO Museum in Vilnius.

2022 war Kaunas, die zweitgrößte Stadt Litauens, eine der drei europäischen Kulturhauptstädte. In diesem Zusammenhang wurde das Programm von Kaunas 2022 um französische Beiträge bereichert.

Stand: Mai 2025