Frankreich und Kroatien
Politische Beziehungen
Der Ankauf von 12 gebrauchten Rafale-Kampfjets durch Kroatien im Jahr 2021 verbesserte die gesamten bilateralen Beziehungen.
Die hervorragenden politischen Beziehungen zwischen Frankreich und Kroatien sind Teil einer neuen strategischen Partnerschaft, die am 25. November 2021 beim Besuch des französischen Staatspräsidenten in Zagreb unterzeichnet wurde. Sie schließt an die 2010 unterzeichnete strategische Partnerschaft an und folgt auf den Ankauf von 12 gebrauchten Rafale-Kampfjets durch Kroatien. Die neue Partnerschaft ist ehrgeiziger, umfassender und operativer als die vorhergehende und gliedert sich in sechs Komponenten: Stärkung des politischen Dialogs auf bilateraler und europäischer Ebene, Stabilität und Wohlstand in Südosteuropa, Verteidigungskooperation im Rahmen des Rafale-Ankaufs, Stärkung der Wirtschaftsbeziehungen, Steigerung der Bildungszusammenarbeit und des kulturellen, wissenschaftlichen und universitären Austauschs und Einrichtung einer Zusammenarbeit im Verwaltungsbereich. Umgesetzt wird diese Partnerschaft durch dreijährige Aktionspläne.
Der Besuch des Staatspräsidenten am 24. und 25. November 2021 war der erste offizielle Besuch eines französischen Staatspräsidenten in Kroatien. Er folgte auf ein Gespräch zwischen dem Staatspräsidenten und dem kroatischen Premierminister am 7. Januar 2020 im Elysée-Palast. Der französische Minister für Europa und auswärtige Angelegenheiten, Jean-Yves Le Drian, war am 14. Januar 2021 nach Kroatien gereist, um die Solidarität Frankreichs infolge des Erdbebens von Zagreb im März 2020 und von Petrinja (50 km südlich von Zagreb) und Umgebung am 29. Dezember 2020 zum Ausdruck zu bringen. Frankreich antwortete unmittelbar auf den Hilfeaufruf Kroatiens nach diesen beiden Erdbeben mit dem Versand von 240 Zelten und sechs Containern/Notunterkünften. Staatssekretär Clément Beaune reiste am 23. Juli 2021 ebenfalls nach Zagreb.
Rückblick: Frankreich erkannte Kroatien am 15. Januar 1992 an, gleichzeitig mit den anderen Ländern der Europäischen Gemeinschaft, und nahm im April 1992 diplomatische Beziehungen zu Zagreb auf. Unsere bilateralen Beziehungen entwickelten sich rasch im Anschluss an den Übergang zur Demokratie nach dem Tod von Präsident Tudjman im Dezember 1999.
Frankreich unterstützte Kroatien kontinuierlich während des Beitrittsprozesses zur Europäischen Union und bis zu dessen Abschluss im Juli 2013. Das französische Parlament ratifizierte den kroatischen Beitrittsvertrag am 17. Januar 2013 auf einstimmigen Beschluss beider Kammern.
Wirtschaftsbeziehungen
Die Handelsbeziehungen zwischen Frankreich und Kroatien sind dynamisch; das Jahr 2021 war von französischen Exporten nach Kroatien in Rekordhöhe (+19,4 %) und einem Handelsbilanzüberschuss (+39%) geprägt. Die französischen Exporte beliefen sich auf 643 Mio. Euro, die französischen Importe auf 312,8 Mio. Euro.
Die wichtigsten französischen Investoren in Kroatien sind derzeit: Bouygues (Bina-Istra/Autobahnkonzession in Istrien und Flughafen Zagreb), Lactalis (Dukat – Nahrungsmittelindustrie), ADP (Flughafen Zagreb), Axereal (Nahrungsmittelindustrie), Decathlon (Vertrieb), Akuo (Erneuerbare Energien), Atos, St Jean Industries. Insgesamt sind rund 60 Tochtergesellschaften französischer Unternehmen in Kroatien präsent und beschäftigen mehr als 5000 Mitabeiter. Die meisten von ihnen sind Teil der französisch-kroatischen Industrie- und Handelskammer, dem lokalen Ansprechpartner von Business France.
Kroatien ist Frankreichs fünftgrößter Abnehmer (588 Mio. Euro) in der Region Südosteuropa, nach Rumänien, Slowenien, Bulgarien und Serbien, während Frankreich für Kroatien der 10. Lieferant und der 8. Abnehmer ist.
Trotz eines bescheidenen Marktanteils in Kroatien (2,5 % im Jahr 2021) konnte Frankreich seine Position seit dem Eintritt Kroatiens in die EU (2013) verbessern, und seine Sichtbarkeit wurde durch Prestigeprojekte wie den Flughafen von Zagreb oder den Vertrag zum Rafale-Ankauf gesteigert. Die Kombination dieser Dynamik mit einer öffentlichen Politik Kroatiens, die ein nachfrageorientiertes Wachstum und den Beitritt zur Euro-Zone im Jahr 2023 unterstützt, stellt eine günstige Prognose für die Zukunft unserer bilateralen Wirtschaftsbeziehungen in Aussicht.
Kooperation in den Bereichen Kultur, Wissenschaft, Technik und dezentralisierte Zusammenarbeit
Der kulturelle Austausch zwischen Frankreich und Kroatien basiert auf einem seit langem bestehenden Fundament. Das Institut français de Croatie (IFC), das 2021 sein 100-jähriges Bestehen feierte, war eines der ersten Instituts français des französischen Kulturnetzwerks in Europa. Nach der 2015 organisierten französischen Saison „Rendez-vous“, die den verschiedenen Aspekten der Zusammenarbeit neue Dynamik verlieh, wirkten sich die kroatische EU-Ratspräsidentschaft und die Wahl von Rijeka als europäische Kulturhauptstadt des Jahres 2020 positiv auf unsere bilateralen Beziehungen aus.
Die institutionelle Zusammenarbeit unterstützt die Akteure der Zivilgesellschaft rund um die folgenden drei Schwerpunkte: Gleichstellung der Geschlechter, Umwelt und Klima sowie Toleranz und Aussöhnung.
Im Hochschulbereich sind vor kurzem neue Partnerschaften hinzugekommen, sei es bilateral (Split/Aix-Marseille, Rijeka/Sciences-Po Bordeaux) oder im Rahmen der Initiative der „Europäischen Universitäten“ (Split/Brest, Zadar/La Rochelle …). Sie ergänzen die bereits bestehenden Kooperationen, darunter den Doppeldiplom-Master in Biotechnologie zwischen Zagreb und Orleans, der 2019 bereits den 10. Absolventenjahrgang verzeichnete.
Die Mobilität der kroatischen Studierenden nach Frankreich erlebte zunächst einen stetigen Anstieg (+25 % zwischen 2010 und 2016), fiel anschließend innerhalb von 5 Jahren um -15 % zurück und zählte im Studienjahr 2020-2021, vor einem schwierigen demographischen Hintergrund, 208 Studierende.
Durch PHC Cogito, das wichtigste Instrument zur Unterstützung der wissenschaftlichen Zusammenarbeit, konnten seit seiner Einführung im Jahr 2002 116 Projekte unterstützt werden.
Französisch ist die am vierthäufigsten unterrichtete Fremdsprache Kroatiens (nach Englisch, Deutsch und Italienisch). Die Förderung des Französischen stützt sich auf das Netzwerk der Alliance Française (Dubrovnik, Osijek, Split, Rijeka und Zagreb) sowie 7 Fremdsprachenassistenzkräfte, die in Mittel- und Hochschulen eingesetzt werden. 10 % der Lernenden legen jedes Jahr den DELF-Test im schulischen Rahmen ab; die Mitwirkung des kroatischen Ministeriums bei der Organisation dieser Prüfung wurde im März 2019 durch die Unterzeichnung eines bilateralen Abkommens formalisiert. Kroatien ist seit 2004 beobachtendes Mitglied der Internationalen Organisation der Frankophonie (OIF) und bildete in Partnerschaft mit der OIF seit 2002 mehr als 2000 kroatische Beamte in der französischen Sprache aus. Die Ecole française internationale von Zagreb (EFIZ) bildet zusammen mit ihrem deutschen Pendant den integriertesten unter den fünf Eurocampus-Standorten weltweit.
Im Hinblick auf die dezentralisierte Zusammenarbeit wurden Partnerschaften eingegangen, beispielsweise zwischen Rueil-Malmaison und Dubrovnik, Saône-et-Loire und Varaždin, dem Ballungsraumverband St-Quentinois (CASQ) und Dugo Selo, Villefranche-de-Rouergue und Pula sowie Nizza und Opatija. Dies trägt zum französisch-kroatischen Erfahrungsaustausch rund um die Erhaltung des Kulturerbes, die Kultur, Gastronomie, Umwelt und Informationstechnologien bei.
Stand: Februar 2024