Die deutsch-französischen Kulturinstitute: eine Veranschaulichung der kulturellen Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich

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Die Schaffung von deutsch-französischen Kulturinstituten ist eines der prioritären Vorhaben des Vertrags von Aachen und trägt zum Ausbau der kulturellen Zusammenarbeit mit Deutschland bei. Das erste dieser Kulturinstitute wurde 2021 in Palermo (Sizilien) eröffnet. Langfristig sind neun zusätzliche Institute geplant, um damit das Kooperations- und Kulturnetzwerk weiter auszuweiten. Das nächste Institut soll 2023 in der als UNESCO-Weltkulturerbe eingestuften Zitadelle von Erbil in der Autonomen Region Kurdistan im Irak entstehen. Bei den deutsch-französischen Kulturinstituten handelt es sich um innovative Einrichtungen, die die deutsch-französische Freundschaft festigen und ihr neue Perspektiven eröffnen sollen.

Ein symbolträchtiges Vorhaben der kulturellen Zusammenarbeit

Die deutsch-französische Zusammenarbeit wurde 1963 durch den Élysée-Vertrag institutionalisiert und durch den Vertrag von Aachen weiter verstärkt. Durch diesen am 22. Januar 2019 unterzeichneten neuen Vertrag wurde der politische Willen der beiden Länder, ihre Zusammenarbeit auf weitere Bereiche auszuweiten und ihre Zivilgesellschaften einander näher zu bringen, besiegelt.
Die Gründung der deutsch-französischen Kulturinstitute ist eines der symbolträchtigsten Vorhaben des Vertrags von Aachen. Konkret ist im Vertragsabschnitt zur Kultur Folgendes vorgesehen:

  • Schaffung von vier integrierten deutsch-französischen Kulturinstituten in Palermo (Italien), Erbil (Autonome Region Kurdistan), Rio de Janeiro (Brasilien) und Bischkek (Kirgistan);
  • räumliche Zusammenlegung von fünf französischen und deutschen Instituten in Ramallah (Palästinensische Gebiete), Córdoba (Argentinien), Atlanta (USA), Glasgow (Vereinigtes Königreich) und Minsk (Belarus).

Zur Umsetzung dieser neun Projekte werden die Akteure der beiden Kulturnetzwerke herangezogen, sprich die Instituts français und Alliances françaises auf französischer sowie die Goethe-Institute und Goethe-Zentren auf deutscher Seite.

Das Konzept der gemeinsamen Unterbringung beruht auf der gemeinsamen Nutzung von Räumlichkeiten (z. B. zwischen Alliances françaises und Goethe-Instituten, wie in Córdoba vorgesehen), während die integrierten Institute auf eine noch stärkere Annäherung der Partnerstrukturen abzielen.

Unterstützt werden die deutsch-französischen Kulturinstitute vom deutsch-französischen Kulturfonds, der anlässlich des 40. Jubiläums des Élysée-Vertrags am 22. Januar 2003 eingerichtet wurde. Der Fonds wird von beiden Partnern gleichermaßen aufgestockt und dient der Anregung und Förderung von kulturellen Projekten in Drittländern, die von den diplomatischen Auslandsvertretungen und Kulturinstituten der beiden Länder gemeinsam durchführt werden.

Gemeinsam durchgeführte kulturelle Aktionen

Die deutsch-französischen Kulturinstitute bieten unabhängig von ihren Formaten am selben Ort gemeinsam von den deutschen und französischen Partnern durchführte kulturelle Aktionen an und entwickeln eine gemeinsame Kommunikationsstrategie.

Die Kulturinstitute decken ein breites Spektrum von Aktivitäten ab. Jedes Institut hat besondere Merkmale, um sich an die Gegebenheiten vor Ort anzupassen und bietet so zum Beispiel Sprachkurse, Mediatheken, Kinoclubs, Meinungsaustausche, Künstlerresidenzen, Konzerte oder Ausstellungen an. Die Besonderheit des deutsch-französischen Kulturinstituts in Ramallah ist beispielsweise das innovative Angebot von Kreativ-Werkstätten (Fab Lab).

Als Orte, an denen die beiden Länder eine Art Soft Power ausüben können, intensivieren die deutsch-französischen Kulturinstitute die kulturelle Zusammenarbeit zwischen Deutschland und Frankreich in Drittländern und fördern die Verbreitung geteilter demokratischer und humanistischer Werte. Durch die Entwicklung von Synergien und die Bündelung deutscher und französischer Mittel ermöglichen die deutsch-französischen Kulturinstitute ein weitreichendes auswärtiges Handeln mit bedeutenden Auswirkungen für die örtlichen Bevölkerungen.

Das erste deutsch-französische Kulturinstitut in Palermo

Das erste integrierte deutsch-französische Kulturinstitut wurde am 14. Juni 2021 in Palermo eröffnet. An der Einweihung nahmen Jean-Baptiste Lemoyne, beigeordneter Minister für Tourismus, französische Staatsangehörige im Ausland und Frankophonie beim Minister für Europa und auswärtige Angelegenheiten, Michelle Müntefering, Staatsministerin im Auswärtigen Amt, Benedetto Della Vedova, italienischer Staatssekretär im Ministerium für auswärtige Angelegenheiten und internationale Zusammenarbeit, und der Bürgermeister von Palermo, Leoluca Orlando, teil.

Mit Unterstützung des Institut français und des Goethe-Instituts in Palermo wurde das deutsch-französische Kulturinstitut in der Werkstatt Bottega inmitten des ehemaligen Industriegebiets Cantieri Alla Zisa angesiedelt. Seit September 2021 empfängt es im Rahmen eines Residenzprogramms für künstlerisches Schaffen, dem sogenannten „Atelier Panormos“, deutsch-französische Künstler-Duos (jeweils ein Künstler/eine Künstlerin pro Land).

La Bottega – Atelier Panormos ist eine tragende Säule der neuen Grand Tour, an der bereits neun italienische Residenzen beteiligt sind. Innerhalb dieses Netzwerks werden etwa dreißig junge Künstlerinnen und Künstler aus Deutschland und Frankreich an Partnerresidenzprogrammen in Italien teilnehmen können.

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Wussten Sie schon?

Neben der kulturellen Zusammenarbeit pflegen das französische Ministerium für Europa und auswärtige Angelegenheiten und das deutsche Auswärtige Amt seit Langem auch eine institutionelle Zusammenarbeit. Diese Kooperation ermöglicht es diplomatischen und konsularischen Vertretungen im Ausland, sich einander anzunähern und ihre Mittel zu bündeln.

Seit dem beim Deutsch-Französischen Ministerrat am 12. Oktober 2006 unterzeichneten „Rahmenabkommen über die gemeinsame Unterbringung diplomatischer Missionen und konsularischer Vertretungen“ wurden mehrere diplomatische und konsularische Räumlichkeiten zusammengelegt. Dies ist beispielsweise in Dhaka (Bangladesch) der Fall, wo sich die Deutsche und die Französische Botschaft ein Gebäude teilen.