Das Weimarer Dreieck
Das Weimarer Dreieck wurde im Jahr 1991 von den damaligen Außenministern Frankreichs, Deutschlands und Polens ins Leben gerufen. Der Grundgedanke dabei war, dass die drei Länder eine gemeinsame Zukunftsvision für Europa teilen und dass die Aussöhnung der Gesellschaften ein koordiniertes Vorgehen in Europa ermöglichen könnte.
Es handelte sich dabei zunächst um ein besonders geeignetes Forum, um die Aussöhnung zwischen Deutschland und Polen auf Grundlage der deutsch-französischen Erfahrung voranzutreiben. Nach dem EU-Beitritt Polens im Jahr 2004 entwickelte sich das Format weiter und diente nunmehr der Abstimmung zwischen den drei Ländern im Vorfeld der europäischen Verhandlungen.
Im Rahmen des Weimarer Dreiecks finden regelmäßig hochrangige Treffen statt. Auch werden konkrete Projekte auf die Beine gestellt, sei es in Bereichen auswärtige Angelegenheiten und Verteidigung oder Kultur und Forschung.
Treffen
Das letzte Gipfeltreffen des Weimarer Dreiecks auf Ebene der Staatschefs (französischer Staatspräsident, deutsche Bundeskanzlerin und polnischer Präsident) fand anlässlich des 20. Jubiläums des Weimarer Formats am 7. Februar 2011 in Warschau statt.
Die Außenminister kamen in diesem Format zuletzt am 15. Oktober 2020 in Paris zusammen. Zuvor hatten zwei Treffen in Deutschland stattgefunden, zunächst anlässlich des 25. Jubiläums des Weimarer Dreiecks am 28. August 2016 in Weimar und anschließend im Rahmen der Eröffnung der jährlichen Botschafterkonferenz am 29. August 2016 in Berlin. Die Minister trafen sich ebenfalls am 14. September 2016 in Kiew. Im Vorfeld der Präsidentschaftswahlen in Belarus veröffentlichten sie dann am 7. August 2020 eine gemeinsame Erklärung.
Im sogenannten „Weimar-Plus-Format“ kamen die Außenminister der drei Länder und die von Italien und Spanien 2010, 2012 und 2015 zusammen.
Das letzte Treffen der Wirtschafts- und Finanzminister erfolgte am 4. Juli 2019 in Poznan (Polen). Aus diesem resultierte eine gemeinsame Erklärung, in der die Minister zur Modernisierung der europäischen Wettbewerbspolitik aufriefen. Die Landwirtschaftsminister der drei Länder kamen im Oktober 2019 in Warschau
und die Europaminister am 21. Januar 2020 in Lens (Hauts-de-France) zusammen.
Auch auf Ebene der Abgeordneten finden Treffen in diesem Format statt. Der Präsident der französischen Nationalversammlung und seine beiden Amtskollegen trafen sich im Rahmen des Weimarer Dreiecks zuletzt 2016 in Paris. Das letzte Treffen des französischen Senatspräsidenten, des Präsidenten des deutschen Bundesrats und des polnischen Senatspräsidenten fand am 14. Juni 2019 in Paris statt. Außerdem kam der französische Senatspräsident Gérard Larcher am 18. Februar 2021 mit seinen deutschen und polnischen Amtskollegen per Videokonferenz zusammen.

Initiativen
In zahlreichen Bereichen wurden konkrete Kooperationen ins Leben gerufen.
Auswärtige Angelegenheiten:
- 2006 wurde infolge des Gipfeltreffens in Mettlach ein gemeinsames Ausbildungsmodul für junge Diplomatinnen und Diplomaten aus Deutschland, Frankreich und Polen eingerichtet. Dieses wird jährlich vom diplomatischen Institut des französischen Außenministeriums, der Akademie Auswärtiger Dienst und dem polnischen diplomatischen Institut organisiert. Das letzte Mal fand es am 29. und 30. Januar 2018 in Warschau statt.
- Auch die Analyse-, Planungs- und Strategiezentren arbeiten zusammen. So organisierte die Polnische Botschaft in Frankreich 2018 einen Runden Tisch über die Zukunft Europas.
Gemeinsame Sicherheits- und Verteidigungspolitik
- Auf Ersuchen der Außen- und Verteidigungsminister der drei Länder initiierte die Hohe Vertreterin der Europäischen Union ein Ministertreffen zur Wiederbelebung des Europa der Verteidigung im „Weimar-Plus-Format“.
- Im Januar 2012 wurde ein Operations- und Planungszentrum der Europäischen Union für das Horn von Afrika eingerichtet. Die strukturierte Zusammenarbeit im Bereich der Verteidigung, an der sich ein Großteil der Mitgliedstaaten beteiligt, wurde verstärkt. Diese Zusammenarbeit wurde 2018 auf Vorschlag der französischen, deutschen und polnischen Außen- und Verteidigungsminister beschlossen.
Hochschulkooperation
Als Stützpunkt dieser Zusammenarbeit zwischen Frankreich, Deutschland und Polen gilt die Europa-Universität Viadrina in Frankfurt an der Oder. Frankreich stellt dieser Universität zwei Professoren zur Verfügung. Der 2013 eingeführte Europa-Master ermöglicht den Studierenden ein Auslandssemester an den Universitäten Opole (Polen), Mainz (Deutschland) oder Dijon (Frankreich).
Forschung
- Die Stiftung Genshagen in der Nähe von Berlin (ursprünglich ein deutsch-französisches Zentrum) bezieht seit 2015 Polen in ihre Arbeiten mit ein und leitet trilaterale Forschungsprojekte.
- Das Zentrum Marc Bloch in Berlin und das französisch-polnische Forschungszentrum für Geistes- und Sozialwissenschaften der Universität Warschau veranstalten im Weimarer Format Kolloquien zu geistes- und sozialwissenschaftlichen Themen.
Kultur
- Seit 2006 vergibt das Komitee zur Förderung der Deutsch-Französisch-Polnischen Zusammenarbeit jährlich den Adam-Mickiewicz-Preis an Institutionen oder Persönlichkeiten, die einen Beitrag zu den Beziehungen zwischen den drei Ländern leisten.
- In diesem Zusammenhang wurde das Netz Eurocités für die Entwicklung zahlreicher europäischer Projekte zwischen den drei Partnern des Weimarer Dreiecks im Bereich der dezentralisierten Zusammenarbeit ausgezeichnet.
- Zivilgesellschaft : Die Zivilgesellschaft, im Sinne aller nicht institutioneller Akteure, erfüllt die trilaterale Zusammenarbeit des Weimarer Dreiecks direkt mit Leben. Verschiedene Verbände der drei Länder haben zahlreiche Projekte auf die Beine gestellt, darunter Jugendbegegnungen, Städtepartnerschaften und Kulturveranstaltungen. Es handelt sich dabei oft um Partnerverbände, die gemeinsam ein Netzwerk engagierter Bürgerinnen und Bürger im Bereich der Beziehungen zwischen Frankreich, Deutschland und Polen bilden. Nennenswert sind beispielsweise Projekte wie Europamobil, das von der Stiftung Genshagen finanziert wurde, oder das deutsch-französisch-polnische Jugendparlament, das vom Europahaus im Departement Yvelines koordiniert wurde. Der Deutsch-Französische Kulturrat veranstaltet am 9. und 10. Dezember 2021 im Kulturministerium in Paris ein Event zum Thema „Jugend und Europa: Kultur als Startpunkt!“».
Stand : September 2021