Frankreich und Finnland

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Politische Beziehungen

Historisch gesehen, war Frankreich das erste Land Europas, das die Unabhängigkeit Finnlands anerkannte. Die politischen Kontakte zwischen Frankreich und Finnland wurden nach dem Eintritt Finnlands in die Europäische Union intensiviert. Besonders eng ist die Zusammenarbeit in den Bereichen Sicherheit und Verteidigung, Bekämpfung des Klimawandels, Verteidigung der Menschenrechte und den Herausforderungen der künstlichen Intelligenz. Zu diesem Thema wurde 2018 eine gemeinsame Erklärung Frankreichs und Finnlands veröffentlicht, und 2020 wurde eine Vereinbarung zur strategischen Zusammenarbeit zwischen dem französischen Institut DATAIA (Institut Français de Convergence en IA) und dem finnischen FCAI (Finnish Centre for Artificial Intelligence) unterzeichnet.

Im Anschluss an den Besuch des französischen Staatspräsidenten in Finnland im August 2018 unterzeichneten Frankreich und Finnland ein Rahmendokument über die Verteidigungskooperation. Bei zahlreichen europäischen Themen weisen Frankreich und Finnland starke Übereinstimmungen auf, darunter beim Europa der Verteidigung, beim Klimawandel, bei der Rechtsstaatlichkeit und der Gemeinsamen Agrarpolitik. Über die Wirtschaftsunion und den gemeinsamen Markt hinaus sieht Finnland in der EU vor allem eine Wertegemeinschaft.

Französische Präsenz

Französische Konsularabteilung: Helsinki
Französische Gemeinschaft in Finnland: 3.488 Personen (2023)
Finnische Gemeinschaft in Frankreich: ca. 7000 Personen

Besuche

Die bilateralen Kontakte sind ebenso zahlreich wie vielfältig.

Der französische Staatspräsident Emmanuel Macron begab sich am 29. und 30. August 2018 zu einem offiziellen Besuch nach Helsinki, wo er mit Präsident Sauli Niinistö und Premierminister Juha Sipilä sprach. Der jüngste Besuch des finnischen Präsidenten in Frankreich fand am 2. Februar 2021 statt, bei dem er mit Staatspräsident Macron ein Gespräch führte. Zuvor hatte er im November 2018 an der Zeremonie zum hundertjährigen Jubiläum des Waffenstillstands, der ersten Auflage des Pariser Friedensforums und der Militärparade vom 14. Juli 2019 teilgenommen. Der französische Staatspräsident empfing außerdem Premierminister Petteri Orpo am 4. Oktober 2023 in Paris.

Die Ministerin für Europa und auswärtige Angelegenheiten, Catherine Colonna, reiste am 28. September 2023 nach Finnland, wo sie Premierminister Petteri Orpo und ihre Amtskollegin Elina Valtonen traf. Anlässlich dieser Begegnung wurden die starken, stabilen Beziehungen zwischen beiden Ländern begrüßt und die gute Zusammenarbeit zwischen Frankreich und Finnland, besonders im Bereich der zivilen Kernkraft, betont. Im Februar 2022 sprach der französische Staatssekretär für europäische Angelegenheiten, Clément Beaune, in Paris mit seinem finnischen Amtskollegen. Diesem Gespräch war im November 2021 ein Besuch in Helsinki vorausgegangen, bei dem er ihm und Präsident Niinistö die vorrangigen Anliegen der französischen EU-Ratspräsidentschaft präsentiert hatte. Außerdem war die Staatssekretärin für europäische Angelegenheiten, Amélie de Montchalin, im August 2019 in Finnland gewesen, wo sie insbesondere den finnischen Außenminister Pekka Haavisto und die Europaministerin Tytti Tuppurainen traf.

Botschafter/Botschafterin

Seit September 2020 ist Agnès Cukierman außerordentliche und bevollmächtigte französische Botschafterin in Finnland.

Seit September 2022 ist Matti Anttonen finnischer Botschafter in Frankreich.

Wirtschaftsbeziehungen

2022 war Frankreich der zwölfte Lieferant Finnlands und sein neuntes Abnehmerland (Quelle: Hauptabteilung Schatzamt). 2022 lagen die französischen Exporte bei 1,8 Mrd. € (+3 %), gegenüber 3,1 Mrd. € Importgütern (+12 %). Das Defizit der französischen Handelsbilanz mit Finnland nahm demnach 2022 weiter zu und erreichte 1,3 Mrd. €, gegenüber 1 Mrd. € 2021, insbesondere aufgrund des Anstiegs der Rohstoffpreise. Dieses Defizit erklärt sich auch durch unsere Importe in drei Branchen: Holz, Papier und Pappe; Anlagen und Elektro-, Elektronik- und IT-Erzeugnisse; Erzeugnisse der metallverarbeitenden und Metallindustrie. Der bilaterale Handel mit Nahrungsmitteln, Transportmitteln und Dienstleistungen weist hingegen einen Überschuss auf französischer Seite auf (2022: Dienstleistungsexporte in Höhe von 1,0 Mrd. € (+13 %) gegenüber den Dienstleistungsimporten mit 574 Mio. € (-7 %).

Französische Präsenz in Finnland:
Rund einhundert französische Tochtergesellschaften sind in Finnland tätig, deren Mitarbeiterzahl 10.000 Personen übersteigt, verteilt auf Großkonzerne wie Saint-Gobain, Sonepar, Schneider, Sodexo und Airbus, aber auch KMU wie Smoove, einem Anbieter von Fahrrad-Sharing-Diensten, der in den letzten Jahren Aufträge in Helsinki und Espoo (der zweitgrößten Stadt des Landes) erhielt. Bei der SLUSH 2019, einer jährlichen Messe in Helsinki für Start-ups, Investoren und Großunternehmen, waren auf dem französischen Stand sechzehn junge Unternehmen vertreten.

Finnische Präsenz in Frankreich:
Unter den großen Papierherstellern hat Stora Enso seine französische Niederlassung aufgegeben, UPM seine Präsenz reduziert. Dennoch ist Frankreich nach wie vor ein wichtiger Markt für Kone (Aufzüge und Rolltreppen), Konecranes (Kräne) und Wärtsila (elektrische Generatoren).
Die Übernahme von Alcatel-Lucent durch Nokia wurde im November 2016 abgeschlossen. Ihre Tätigkeit konzentriert sich auf die Standorte Paris-Saclay, Nozay/Villarceaux (franz. Departement Essonne) und Lannion (Dept. Côtes-d’Armor).

Zusammenarbeit in den Bereichen Kultur, Wissenschaft und Technik

Die kulturelle, wissenschaftliche und sprachliche Zusammenarbeit liegt in den Händen des Institut français de Finlande (IFF), das der französischen Botschaft untersteht.

Frankreich ist der fünfte wissenschaftliche Partner Finnlands. Besonders intensiv ist unsere Kooperation in den Bereichen Künstliche Intelligenz, TC/Robotik, Nanotechnologien, Biotechnologie und nachhaltige Entwicklung. Neben dem EU-Rahmenprogramm bieten Frankreich und Finnland gemeinsam die Hubert-Curien-Partnerschaft „Maupertuis“ an, die auf die Stärkung der bilateralen Zusammenarbeit im Bereich der Innovation und Forschung abzielt. Die bilaterale Zusammenarbeit im Forschungsbereich der Technischen Chemie (TC) wird auch vom Nokia Exzellenzzentrum gefördert.

Die Hochschulkooperation erlebt mit der Unterzeichnung von Austauschvereinbarungen von Studierenden und Lehrkräften zwischen französischen und finnischen Hochschulen einen Aufschwung. Rund 1200 französische Erasmus-Studierende kommen jedes Jahr nach Finnland (neben den deutschen Studierenden das größte Kontingent ausländischer Studierender) In der Doktorandenausbildung werden Doppeldoktorate im Rahmen von Forschungspartnerschaften zunehmend gefördert. Sechs europäische Hochschulen ergänzen diese Einrichtungen im Rahmen des Erasmus+ Programms.

Die französische Sprache ist die am dritthäufigsten unterrichtete Fremdsprache in Finnland, nach Englisch und Deutsch (21.000 Schülerinnen und Schüler). Zum Schulwesen zählen unter anderem zwei vom französischen Bildungsministerium zugelassene Einrichtungen, die Französisch als Unterrichtssprache in der Vor- und Grundschule anbieten, sowie drei zweisprachige Zweige, die über das Qualitätssiegel LabelFrancEducation verfügen (das französisch-finnische Lycée von Helsinki und die französisch-finnischen Schulzweige in Turku und Tampere).

Was die kulturelle und künstlerische Zusammenarbeit betrifft, unterstützt das IFF die Vermarktung französischer Produktionen, insbesondere im Bereich des Films, in Partnerschaft mit mehreren finnischen Filmfestivals und dem National Audiovisual Institute, aber auch in der Literatur mit dem Beihilfeprogramm für Publikationen. Die Nacht der Ideen und der Monat der Frankophonie sind Fixpunkte der finnischen Kulturagenda. 2021 definierte das IFF die Sparte Architektur und Design als neuen strategischen Schwerpunkt. Die französische Kulturpolitik sieht sich jedoch auch als Teil einer europäischen Dimension, insbesondere im Rahmen der Gemeinschaft der nationalen Kulturinstitute in der Europäischen Union (EUNIC), die gemeinsame Projekte umsetzt.

Stand: 26.10.23