Die Europäische Einigung
Am 9. Mai wird in den Mitgliedstaaten der Europäischen Union der Europatag gefeiert. Der Tag, für den man sich in Erinnerung an die Schuman-Erklärung entschieden hatte, gilt als Beginn der Entwicklung hin zur Europäischen Union und ist eins ihrer Symbole. Am 9. Mai 1950 legte Robert Schuman den Grundstein für die Schaffung einer für die Bewahrung des Friedens unerlässlichen europäischen Organisation.
Die Einrichtung des Europatags wurde vom Europäischen Rat im Juni 1985 in Mailand beschlossen.
Die Europäische Einigung, eine Solidarität der Tat
"„Europa lässt sich nicht mit einem Schlage herstellen und auch nicht durch eine einfache Zusammenfassung. Es wird durch konkrete Tatsachen entstehen, die zunächst eine Solidarität der Tat schaffen.“ " Robert Schuman am 9. Mai 1950
Am 9. Mai 1950 schlug der französische Außenminister Robert Schuman den Ländern Europas die Schaffung einer gemeinsamen Institution zur Verwaltung der Kohle- und Stahlproduktion vor. Seine im Uhrensaal des französischen Außenministeriums am Pariser Quai d’Orsay gehaltene Rede war in mehrfacher Hinsicht von symbolischer Tragweite:
- Sie enthielt den Vorschlag, Länder zusammenzuführen, die sich in zwei Weltkriegen feindlich gegenübergestanden hatten, und diese Feindschaft zu überwinden.
- Sie war durch die Schaffung einer anderen europäischen Ländern zum Beitritt offenstehenden Organisation der Beginn des europäischen Einigungsprozesses.
In der nach ihm benannten Erklärung erklärte Robert Schuman seinen Vorschlag: „Die Solidarität der Produktion, die so geschaffen wird, wird bekunden, dass jeder Krieg zwischen Frankreich und Deutschland nicht nur undenkbar, sondern materiell unmöglich ist (…). So wird einfach und rasch die Zusammenfassung der Interessen verwirklicht, die für die Schaffung einer Wirtschaftsgemeinschaft unerlässlich ist und das Ferment einer weiteren und tieferen Gemeinschaft der Länder einschließt, die lange Zeit durch blutige Fehden getrennt waren.“
Belgien, Deutschland, Frankreich, Italien, Luxemburg und die Niederlande nahmen den Vorschlag an und gründeten am 18. April 1951 die Europäische Gemeinschaft für Kohle und Stahl (EGKS), auch „Montanunion“ genannt.
Andere Gemeinschaften (so 1957 die Europäische Wirtschaftsgemeinschaft) nahmen sich die EGKS zum Vorbild und bauten die Solidarität in Europa weiter aus, bis hin zur Gründung unserer heutigen Europäischen Union.
Robert Schumans europäisches Erbe, eine historische Betrachtung der Entwicklung der Europäischen Gemeinschaften
Das Ministerium für Europa und auswärtige Angelegenheiten veröffentlicht L’héritage européen de Robert Schuman : Du fédéralisme à la souveraineté („Robert Schumans europäisches Erbe. Vom Föderalismus zur Souveränität“). Das Werk bietet einen Überblick über den derzeitigen Stand der historischen Betrachtung von Robert Schumans Beitrag zur Schaffung und Entwicklung der Europäischen Gemeinschaften bis hin zur Europäischen Union. Es stützt sich dabei auf die Archive des Ministeriums, um einer breiten Öffentlichkeit einen Einblick in das Handeln des sich für dieses Ziel einsetzenden bedeutenden Politikers der Vierten Französischen Republik zu ermöglichen.
Anlässlich des 70. Jahrestages der Rede von Robert Schuman am 9. Mai 1950 nachstehend die Vorabveröffentlichung des Fazits von Vincent Muller, Referent im Zentrum für Analyse, Prognose und Strategie (CAPS). (auf FR)