Frankreich und die Internationale Arbeitsorganisation

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Die Internationale Arbeitsorganisation (International Labour Organization, ILO) ist die einzige Sonderorganisation der Vereinten Nationen mit einer dreigliedrigen Struktur, d. h. dass sie Vertreterinnen und Vertreter der Regierungen, der Arbeitgeber und der Arbeitnehmer der 187 ILO-Mitgliedstaaten zusammenbringt.
Sie wurde 1919 mit dem Grundsatz, dass es ohne eine menschenwürdige Behandlung der Arbeiterinnen und Arbeiter in der Dauer keinen Weltfrieden geben kann, gegründet. Dementsprechend stellt die Organisation internationale Standards auf, erarbeitet politische Maßnahmen und schafft Programme zur Förderung von menschenwürdiger Arbeit auf der ganzen Welt. Auch heute noch werden in so grundlegenden Bereichen wie der Abschaffung von Kinderarbeit und der Bekämpfung von moderner Sklaverei wichtige Fortschritte erzielt.

Frankreich ist ein aktives Mitglied der Internationalen Arbeitsorganisation und verfügt über einen ständigen Sitz im Verwaltungsrat der Organisation. So konnte Frankreich u. a. zur Verabschiedung der Jahrhunderterklärung der ILO für die Zukunft der Arbeit beigetragen.
Die ILO ist eine zukunftsorientierte Organisation, die den Wandel der Arbeitswelt begleitet, wie es die jüngste Verabschiedung von Standards zur Bekämpfung von Gewalt und Belästigung am Arbeitsplatz aufzeigt.

Geschichte und Aufbau der Internationalen Arbeitsorganisation

Als Gründungsmitglied der ILO unterstützt Frankreich aktiv den Auftrag der Organisation und beteiligt sich wesentlich an ihrer Arbeit. In diesem Rahmen und über das Ministerium für Arbeit, Beschäftigung und berufliche Eingliederung:

  • tritt Frankreich gemeinsam mit der Beauftragten der französischen Regierung beim Verwaltungsrat der ILO für die französischen Standpunkte ein,
  • beteiligt sich Frankreich an den Tätigkeiten der ILO und verfolgt diese,
  • verfügt Frankreich über einen Sitz im jährlich tagenden Verwaltungsrat der ILO,
  • nimmt Frankreich an der Internationalen Arbeitskonferenz (IAK) teil, zu der jedes Jahr die Delegierten der Regierungen, Arbeitnehmer und Arbeitgeber der ILO-Mitgliedstaaten zusammenkommen,
  • unterstützt Frankreich prioritäre Kooperationsprogramme.

Seit der Gründung der ILO setzt sich Frankreich für eine größere Verbreitung in der Welt der grundlegenden Prinzipien und Rechte bei der Arbeit ein. Unter der Leitung des ersten Generaldirektors der ILO, dem Gewerkschafter Albert Thomas (1919-1932), leistete Frankreich einen maßgeblichen Beitrag zur Organisation, indem es die Verabschiedung neuer internationaler Normen erzielte. Bis dato (Oktober 2021) hat Frankreich 128 Übereinkommen ratifiziert, darunter alle Kernübereinkommen und vorrangigen Übereinkommen (Fundamental and Governance Conventions), und befindet sich damit auf Platz 2 der Länder mit den meisten Ratifikationen.

Die Hauptaspekte des Arbeitnehmerschutzes, für die sich die ILO stark macht, sind: :

  • Arbeitszeiten
  • Arbeitslosigkeit
  • Mutterschutz
  • Kinderarbeit
  • Nachtarbeit von Frauen
  • Mindestalter

Als Nation, die dem Recht zutiefst verbunden ist, hat Frankreich die normativen Tätigkeiten der ILO schon immer unterstützt und so auch die 8 Kernübereinkommen unterzeichnet, die die Organisation im Laufe ihrer Geschichte verabschiedet hat:

  • Übereinkommen 29 über Zwangs- oder Pflichtarbeit (1930)
  • Übereinkommen 87 über die Vereinigungsfreiheit und den Schutz des Vereinigungsrechtes (1948)
  • Übereinkommen 98 über die Anwendung der Grundsätze des Vereinigungsrechtes und des Rechtes zu Kollektivverhandlungen (1949)
  • Übereinkommen 100 über die Gleichheit des Entgelts männlicher und weiblicher Arbeitskräfte für gleichwertige Arbeit (1951)
  • Übereinkommen 105 über die Abschaffung der Zwangsarbeit (1957)
  • Übereinkommen 111 über die Diskriminierung in Beschäftigung und Beruf (1958)
  • Übereinkommen 138 über das Mindestalter für die Zulassung zur Beschäftigung (1973)
  • Übereinkommen Nr. 182 über das Verbot und unverzügliche Maßnahmen zur Beseitigung der schlimmsten Formen der Kinderarbeit (1999)

Die Liste der von Frankreich ratifizierten Übereinkünfte finden sie auf Website der ILO

Starke Initiativen zum 100. Jubiläum der ILO

Im Jahr 2019 wurde bei der 108. Tagung der Internationale Arbeitskonferenz (IAK) das hundertjährige Bestehen der ILO gefeiert. Im Rahmen dieser Konferenz wurden auf Anregung von Frankreich mehrere starke Initiativen zugunsten der Arbeitnehmerrechte auf den Weg gebracht.

Abstimmung der Politik: die soziale G7 von 2019 unter französischem Vorsitz

Bei den Treffen der Arbeitsministerinnen und Arbeitsminister der G7 am 6. und 7. Juni 2019 unter französischem Vorsitz verpflichteten sich die G7-Mitglieder, gemeinsam gegen die sozialen Ungleichheiten bei der Globalisierung vorzugehen. Sie riefen zu einer verstärkten multilateralen Zusammenarbeit auf, um:

  • soziale Ungleichheiten abzubauen,
  • einen universellen Zugang zu sozialer Sicherung, die im Einklang mit dem Wandel der Arbeitswelt steht, zu unterstützen,
  • die Menschen auf den digitalen Wandel vorzubereiten
  • und die berufliche Gleichstellung zwischen Frauen und Männern sicherzustellen.

Zum ersten Mal verabschiedeten die Mitglieder der G7 gemeinsam mit internationalen Arbeitnehmer- und Arbeitgeberorganisationen eine dreigliedrige Erklärung, um die ILO bei ihrer Arbeit zur Verringerung sozialer Ungleichheiten zu unterstützen.

Eine Vision der Arbeit, bei der der Mensch im Mittelpunkt steht: die Jahrhunderterklärung der ILO

Die „Jahrhunderterklärung“ (2019) ist eine ehrgeizige Erklärung, die die Leitplanken für die Arbeitswelt von morgen definiert. Sie ruft alle Mitgliedstaaten auf, sich für eine Arbeitswelt einzusetzen, in der der Mensch im Mittelpunkt steht.
In diesem Zusammenhang wurden drei prioritäre Aktionsbereiche festgelegt:

In diesem Zusammenhang wurden drei prioritäre Aktionsbereiche festgelegt:

  • Investitionen in das menschliche Potenzial
  • Stärkung der Arbeitsinstitutionen
  • Förderung von menschenwürdiger Arbeit

Darüber hinaus bekräftigt die „Jahrhunderterklärung“ mit Nachdruck die Aktionsmittel der Organisation: die zentrale Rolle des sozialen Dialogs und die der internationalen Arbeitsnormen für soziale Gerechtigkeit.

Kampf gegen Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt: das Übereinkommen 190

Das Übereinkommen 190 der ILO, das bei der 108. Tagung der Internationalen Arbeitskonferenz („Jubiläumstagung“) im Juni 2019 verabschiedet wurde, ist die erste internationale Norm, deren Ziel es ist, Gewalt und Belästigung in der Arbeitswelt zu beenden. Dieses Übereinkommen ist am 25. Juni 2021 in Kraft getreten. Für Frankreich, das die Gleichstellung von Frauen und Männern zu einem der Hauptanliegen der Amtszeit 2017-2022 gemacht hat, war die Ratifikation dieses Übereinkommens eine politische Priorität.

Abschaffung von Kinderarbeit und Zwangsarbeit: die Allianz 8.7

Die Allianz 8.7 wurde nach dem Entwicklungsziel 8.7 der Agenda für nachhaltige Entwicklung benannt, bei dem die ILO federführend ist. Frankreich ist einer der Vorreiter dieser Allianz und hat seit 2019 deren Vorsitz inne.

Die Allianz 8.7 hat sich mehrere Ziele gesetzt: :

  • Kinderarbeit bis 2025 abschaffen
  • Zwangsarbeit verbieten
  • moderne Sklaverei und Menschenhandel beenden
Weitere Informationen: :
Alle Veröffentlichungen der ILO, wie insbesondere den jährlichen Bericht über die globalen Tendenzen im Bereich der Beschäftigung und den Gesamtbericht der ILO, finden Sie auf der Website der Organisation.
Zur Website der ILO

Stand: Oktober 2021